Sonntag, 20. November 2011

Mit Kindern geschlagen


Neugier treibt einen Blogger schlecht an. Irgendwann verfliegt Neugier. Selbstdarstellung bedarf ich nur wenig. So ist der Mondschein-Blog eingeschlafen. Aufgeben möchte ich diesen Blog trotzdem nicht. Denn mit Einträgen in diesen Blog reagiere ich auf hitzige absurde Debatten. Diese Möglichkeit möchte ich nicht verschenken. Es geht hier also weiter.

Am häufigsten beschäftigen sich meine Beiträge mit der Geschlechterfrage. Zu dieser an und für sich wichtigen Frage dominieren anscheinend extreme Auffassungen. Das Kommunikationsverhalten der Anhänger dieser Auffassungen ist abartig. Wie man es erwartet, gibt man sich gegenseitig die Schuld. Julia Seeliger führt hingegen Bedingungen an, unter denen man Feminismus in ein liberales Weltbild integrieren könnte:

Aber noch viel weniger ist es die BILD-Berichterstattung von Alice Schwarzer. Alice Schwarzer muss weg. Junge Feministinnen sollen sich mit ihr kritisch auseinandersetzen und nicht anfangen, ihr Lied zu singen. Schwarzer muss Contra gegeben werden. Bei ihrer päpstlichen Sexualpolitik. Beim Islam. Bei ihrer Rechtsstaatsblindheit.

Und bei ihrer Netzpolitik. Netzfeminismus muss sich klar von den Kinderschutz-Forderungen alter Feministinnen distanzieren. Von Netzsperren. Netzfeminismus muss eine differenzierte Meinung zu Pornografie haben. Und Netzfeminismus muss kompetent mit Trollkommentaren umgehen können. Netzfeministinnen sollen im Netz diskutieren und leben. Netzfeminismus muss gut im Netz sein.

Mentale Probleme der Beteiligten dürften wohl eine untergeordnete Rolle spielen. Das Kommunikationsproblem ergibt sich eher aus der feministischen Logik. Erfolgversprechender als sich mit Feministen zu unterhalten, dürfte es sein, einen Katholiken von seinem Glauben abzubringen.

Damit es meinen Lesern hier wegen der langen Pausen nicht so langweilig wird, empfehle ich ihnen heute ein schönes Blöglein, der Verstand in diese Diskussion bringen könnte: Maike berichtet von ihren Erfahrungen als alleinerziehende Mutter und bestätigt dabei vieles, was ich hier im Blog ausführe.

Na gut, Unterschiede gibt es doch: Das Verhältnis zum Feminismus ist bei Maike noch nicht so angeschlagen. Und mehrere Feministen reden mit Engelszungen in ihren Kommentarteilen auf sie ein, um die Bloggerin auf ihre Seite zu ziehen. Da muß ich gegensteuern. Liebe Maike! Magst Du nicht lieber Sozialist statt Feminist sein? Sozialisten wissen nämlich, daß die Frauenfrage vor allen Dingen und zuerst eine soziale Frage darstellt. Sozialisten wie August Bebel haben beigetragen, die Frauenfrage auf die politische Tagungsordnung zu setzen. Sie gehört seitdem in jedes sozialistische Programm.

Feministen hingegen verhindern, daß sozial Benachteiligte die Hütte anzünden, indem sie ihnen falsche Ziele vorsetzen. Feministen wissen nichts von Sachzwängen. Manche Feministen wissen nicht einmal, ob sie Weiblein oder Männlein sind, weil sie das Geschlecht dekonstruiert haben. Und ausgerechnet so welche wollen über die Frauenfrage bescheid wissen! Diesen Feministen zuliebe muß man zuvor klären, was eine Frau ist. Meine Definition lautet:

Eine Frau ist ein Mensch, der damit geschlagen ist, Kinder in die Welt setzen zu können.
Diese Definition enthält viel wichtigere Gegenstände als das, womit sich Feministen gewöhnlich beschäftigen: nämlich Frauen und Kinder. Bevorzugter Gegenstand dagegen, mit dem sich Feministen beschäftigen, sind unzählige andere Geschlechter, Zwitter, Eunuchen, transsexuelle Eichhörnchen und noch viele andere, die es alle miteinander treiben können, kreuz und quer und alle durcheinander. Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich begräbt man die Frauen und Kinder auch noch unter allen möglichen Randgruppen, den Unterschichtsangehörigen, dunkelhäutigen Ausländern, Übergewichtigen, alten, behinderten, kranken und häßlichen Menschen. Hier:
Rassismus ist genauso wichtig sich anzuschauen, das hängt alles irgendwie zusammen mit Klassismus, Sexismus, Bodism, Ableism und dem ganzen Quark, der uns immer wieder das Leben schwer macht.
Diese Randgruppen werden alle diskriminiert, unsichtbar gemacht, heißt es. Da verkünden Guido Westerwelle und Klaus Wowereit, daß sie schwul seien, und erwerben auf diese einfache Art bei den Feministen, bei den Radikalfeministen zumal, deswegen Hochachtung. Ein Segen für Frauen und ihre Kinder ist die Politik dieser Herren aber trotzdem nicht. Auch die Politik von Starfeministin Ursula von der Leyen stellt eine Zumutung für dieselbe Gruppe dar. Da kann sie sich der Öffentlichkeit noch so kinderlieb und frauenfreundlich feministisch präsentieren und von Oberfeministin Alice Schwarzer empfohlen worden sein. Feminismus wird an deutschen Universitäten gelehrt, und in Behörden und Unternehmen verwirklicht. Das nennt man dann Gender Mainstreaming. Wie toll sind in Deutschland doch Rechte verwirklicht! Die sozialen Probleme alleinerziehender Menschen und die damit zusammenhängende Kinderarmut sind dabei längst aus dem Blick entschwunden. Da kann ich nur sagen: Thema verfehlt!

Die Macht käme von unten, heißt es foucaultistisch. Das klingt so schön nach Maggie Thatchers Ausspruch, daß es die Gesellschaft nicht gäbe sondern nur Individuen. Alles, was Menschen widerfährt, ist demnach auf eigenes oder fremdes Verschulden zurückzuführen. Rassismus ist nun nicht länger Folge imperialistischer Politik, insbesondere des Umstandes, daß unzählige Negersklaven aus Afrika verschleppt wurden und die Welt kolonialisiert wurde, um deren Rohstoffe zu plündern, so daß man die bedauernswerten Bewohner der kolonialisierten Weltteile abwerten mußte, um ihnen nicht dieselben Rechte wie dem angestammten Volk der Mutterländer zugestehen zu müssen. Nein, an Rassismus seien Hinz und Kunz schuld. Sie täten ebendieselben Fremdstämmigen konstruieren und "unsichtbar" machen. Das nennen Feministen dann "Herrschaft". Hinz und Kunz hingegen seien "sichtbar" und damit "privilegiert". Hinz und Kunz müßten das generische Maskulinum vermeiden, damit Frauen sichtbar werden und überhaupt bessere Menschen werden. Feministen geht es also zuerst darum, an den Menschen herumzuerziehen. Am liebsten gefällt es Feministen, die Sprache zu desinfizieren. Diese stumpfsinnige Moralisierei ist vorzügliche Unterhaltung für den Netzpöbel und eine anregende Beschäftigung für Ulrich Wickert und ähnlich konfigurierte Typen, und feinsinnige Studenten, die ein blütenweißes nach Seife und Desinfektionsmittel duftendes Gewissen für Gesellschaftskritik halten und darum cool finden und ihre Langeweile damit vertreiben möchten.

Richtig übel wird die foucaultistische Moralisiererei, wenn sie benutzt wird, um herrschsüchtiges Betragen zu rechtfertigen. Wie in der katholischen Kirche ist dieses im foucaultistischen Kontext übliche Einreden von Schuld oder gar einer Erbsünde:

ich würde mich auch nie hinstellen und behaupten, ich sei keine Rassistin, so wie andere das gerade auch der aktuellen Debatte tun. Denn ich halte es als weiße für einfach unmöglich, nicht rassistisch zu handeln, solange ich in einem rassistischen System lebe.
genau das Mittel, um einen Machtanspruch zu begründen. Damit meine ich natürlich nicht Machtanspruch im foucaultistischen Sinne. Der Kommentarteil zu diesem Artikel vermittelt einen Eindruck, wie Feministinnen miteinander umgehen. Da haben sich Feministen in eine Reihe aufgestellt, und hauen reihum gefallenen Kampfgenossen in die Fresse. Hochsensibilisierte Menschen, die meinen, daß ein Abbild einer kitschigen Lampe "Gewalt" darstelle, und Empathie und Solidarität von ihrer Umgebung einfordern, erweisen sich nun als unnachsichtig, gnadenlos und unbarmherzig. Irgendeine Art von Verteidigung wird diesen Kampfgenossen dabei nicht zugestanden. Das wäre "Abwehr", "Dominanzverhalten". Selbstverständlich meinen sie mit "Dominanzverhalten" nicht das Benehmen pöbelnder Feministen. Unter solchen Feministen leidet natürlich die Atmosphäre. Die üblichen Klagen über Trolle sind meistens unangebracht. Die Trolle haben sich diese Feministen redlich verdient. Zumal geschickte Trolle es schaffen, Kommunikation zu stören, indem sie die Kommunikationsunfähigkeit der anderen ausnützen, um sie auf diese Art vorzuführen:
Du hat da etwas mißverstanden, obwohl weiter oben breits DonAlphonso die Fragfe deutlich gestellt hatte. „L.s Entgleisung“ ist ihre Bezeichnung eines rassistischen Insults („schwarzes Loch“) als „nicht rassistisch“. Stattdessen erzählst Du tapfer einen von der Lampe. Ich nenne es „aussparen“.

Die nächste Stufe wird erreicht, wenn Feminismus paternalistisch wird. Ausgestattet mit diesem auf foucaultistische Art errungenem Machtanspruch geht man nun über zu behaupten, für den Schutz der Herde zuständig zu sein, als Gegenleistung aber dafür die Unterwerfung unter den Machtwillen zu verlangen. So etwas kennen wir als "Menschenrechts-Imperialismus", einer bigotten, pharisäischen Entartung des Kampfes um Menschenrechte. Bigott aus dem Grund, weil dieser Kampf nicht um der Menschlichkeit wegen geführt wird, sondern, um den Machtwillen des weißen Mannes durchzusetzen, der vorgibt, für Menschenrechte zu kämpfen und dessen Zuständigkeit für die Einhaltung dieser Menschenrechte allgemein anerkannt wird, dabei ihm aber jedes Mittel recht ist, auch wenn dabei angeblich so heilige Menschenrechte mißachtet werden. Feminismus erweist sich für derartigen paternalistischen Machtanspruch als anfällig. Die an und für sich wenig foucaultistisch argumentierende Alice Schwarzer führt diesen Paternalismus an kopftuchtragenden Frauen vor. Da sieht man dann schön, wie gerade die Feministen helfen, die Macht des weißen Mannes zu mehren und zu festigen, und dabei das Gegenteil zu behaupten.

Feministen, selbst radikale Feministen kommen also gar nicht mehr auf die Idee, die Hütte anzünden zu wollen, so eng ist er in die Herrschaft, - der wirklichen, nicht der von Feministen behaupteten - eingebunden. Damit trotzdem aber jeder sieht, wie radikal, gesellschaftskritisch, wild, gefährlich und böse Feministen sind, entwickeln sie ein Feindbild: das Normale, d.i. der weiße, heterosexuelle Mann, kurz der Hetencismann! Dieses Normale wird all den genannten Randgruppen gegenübergestellt, die das Andere heißen. Eine bekannte Feministin meint:

Wenn das Normale das Andere konstruiert und dem eigenen unterordnet, will es natürlich weiterhin Verfügungsmacht über das Andere haben, sich Gewissheit verschaffen, dass das, was da als Abweichung herunterdefiniert wurde, auch an dem Platz verbleibt, den es zugewiesen bekommen hat.
Warum die Normalen das tun und wie sie das tun, konnte und wollte bisher noch niemand überzeugend erklären. Von der Rolle, die von der Familienverantwortung herrührende Sachzwänge spielen, ahnt ein gewöhnlicher Feminist nichts. Man könnte jetzt einwenden, mit diesem Zitat sei doch genau das gemeint, bei dem der Hetencismann eine Frau gefangenhält, und sie zur Söhnegebärmaschine "herunterdefiniert". Man muß aber bedenken, daß auch Eunuchen, transsexuelle Eichhörnchen und andere der o.g. Randgruppen zum Anderen gehören, die sich nicht zur Söhnegebärmaschine eignen. Das geschilderte patriarchalische Gewaltverhältnis hatte diese Feministin bestimmt nicht im Sinn. Abgesehen davon ist das Patriarchat mit ihren Einrichtungen wie Ehe und Familie nur noch eine romantische in der Landschaft herumstehende Ruine. Das Geschlechtsleben ist heute ja so viel freier. Auch die Feministen wollten das ja so. Diese Freiheit bedeutet im wesentlichen aber die Freiheit der Verantwortung für Männer unter Beibehaltung der Verantwortlichkeit der Frauen. Man kann den Männern ihren Egoismus und ihre Verantwortungslosigkeit nicht vorwerfen, denn Frauen wären an deren Stelle genauso egoistisch und verantwortungslos, wenn sie nicht mit Kindern geschlagen wären. Aber mit Gewalt und Herrschaft hat das alles nichts zu tun, wie dieselbe Feministin weiter ausführt:
Wenn sich das Andere dem Normalen gegenüber widerständig zeigt, muss es gewaltförmig zurückgestoßen werden, sonst könnte es die vermeintlich sichere Positionen gefährden.
Nein, so kann es die Feministin nicht gemeint haben. Netzfeministen treibt etwas anderes um. Das Normale tritt ihm als wildfremdes Individuum in Foren und Blogs gegenüber, vor dem man sich in acht nehmen muß, wenn es Thesen anzweifelt oder sich über miese Diskurstricks beklagt. Feministen verkriechen sich dazu in Schutzräume wie vor Luftangriffen, um sich vor den Einwirkungen dieser Normalen zu schützen. Das nennen Feministen Herrschaftskritik, zuweilen auch linke Herrschaftskritik.

Freiheiten zu gewähren, ist billig, Kinder zu haben aber teuer. Liberale, unter ihnen Feministen, stellen immer nur Forderungen nach Freiheit und Eigenverantwortung. Freiheit von Diskriminierung, Freiheit von Verantwortung für sich, Eigenverantwortung für die anderen. Die anderen sollen sehen, wo sie bleiben. Nichts anderes bedeutet "Eigenverantwortung". Sozialisten beschäftigt die Frage, wie man die Bedingungen so gestaltet, daß Menschen in ihr ihre Eigenverantwortung tragen können. Das ist die viel interessantere und schwierigere Frage.

...ein schöner Schluß. Wenigstens hat der Post einen schönen Abschluß bei all dem Chaos hier.

Ergänzung (30. November 2011): Das hier paßt schön hierhinein. Dieser Blog zeigt auch schön, daß die sozialistische Perspektive bessere Einsichten hervorbringt.

Montag, 25. Juli 2011

Statistismus und Biologismus

Heute möchte ich von seltsamen Zeitgenossen berichten, von Menschen, die alles das, was sie vom Menschen wissen, in der Zeitung gelesen haben.

Die Wissenschaftsseiten der Zeitungen schreiben ja recht häufig über die Erfolge von Wissenschaftlern. Sehr oft handelt es sich dabei um statistische Studien. Die beweisen zum Beispiel, daß man von Schokolade Pickel bekommt, der Storch die Kinder bringt und vieles mehr. Daß man statistische Korrelation und kausalen Zusammenhang aber so leicht verwechselt! Einen kleinen Teil der Probleme, die wissenschaftliche Studien beim unbedarften Leser anrichten können, kann man u.a. hier nachlesen. Ziemlich viel Unfug kann man mit wissenschaftlichen Studien treiben, denn sie gelten als unwiderlegbar. Das sind sie natürlich, aber nur, wenn man sie richtig interpretiert, und sich nach den kausalen Zusammenhängen erkundigt, die den statistischen Korrelationen zugrundeliegen. So kann man tatsächlich statistisch nachweisen, daß Störche die Kinder bringen, weil beide bevorzugt im Frühjahr erscheinen. Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der Störche und dem Erscheinen der Kinder gibt es natürlich nicht. Wenn die Zeitung aber über eine wissenschaftliche Studie berichten würde, die einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der Störche und dem Erscheinen der Kinder belegte, dann würden Zeitungsleser tatsächlich glauben, daß die Störche die Kinder brächten. So kann man Zeitungsleser dahin bringen, dummes Zeug zu glauben, und dabei bei der Wahrheit bleiben. So funktioniert Sarrazins Propaganda. So etwas nenne ich Statistismus. Das ist bewußtes oder unbewußtes Täuschen mit Statistik. Sarrazin verbittet sich jeden Einspruch, da doch seine Argumentation angeblich wissenschaftlich untermauert wäre. Das hier dargestellte Problem vernachlässige ich jetzt mal.

Diesen Begriff "Statistismus" habe ich mir ausgedacht, genau wie den Begriff "grüner Matriarchalismus". Ich denke mir gern Begriffe aus. Meine neueste Wortschöpfung habe ich analog zum Begriff "Biologismus" gebildet. Biologie gehört genau wie Statistik zu den exakten Wissenschaften. Ihre Gründe sind unwiderlegbar. Ihre Schlußfolgerungen aber sind häufig falsch. Somit kann man auch mit Biologie Zeitungsleser täuschen und indoktrinieren. Davon berichtet u.a. hier Antje Schrupp.

Die Biologie sagt: Menschen sind Affen. Menschen und Affen haben gemeinsame Vorfahren. Menschen haben vieles mit Affen gemein. Deshalb werden Affen gern als Modell zu Tierversuchen und zur Erörterung menschlichen Verhaltens herangezogen. So weit ist alles richtig. Verkehrt wird Biologie, wenn man die Unterschiede vernachlässigt. Menschen sind die einzigen Affen, die sprechen und denken können. Theodosius Dobzhansky meinte: "Nichts hat in der Biologie Sinn, außer man betrachtet es im Lichte der Evolution". Ich hoffe, ich zitiere Ferdinand Knauß richtig. Welchen Sinn hat Sprache und Denken? Die für Menschen so typischen menschlichen Gesellschaften benötigen den Verstand und Sprache. Menschen pflücken nicht das, was sie zum Leben benötigen, einfach vom Baum, wie es Affen tun würden. Menschen sind auf die Gesellschaft dringend angewiesen, weil, das, was Menschen benötigen, von der Gesellschaft produziert werden muß. Ohne die arbeitsteilige Wirtschaft könnten Menschen in Deutschland nicht überleben. Damit menschliche Gesellschaft funktionieren kann, sind die Menschen mit Gewissen und sozialen Bedürfnissen ausgestattet. Diese menschliche Gesellschaft bildet neben der biologischen Bewegungsform eine eigene Bewegungsform. Menschen haben sich im Laufe der Evolution aus einfacheren Lebewesen entwickelt. Daneben entwickelt sich auch die menschliche Gesellschaft von niederen zu höheren Formen, von der Gesellschaft der Jäger und Sammler zum modernen Industriekapitalismus.

Biologismus bedeutet, diese gesellschaftliche Entwicklung nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Das falsche Dilemma "nature vs. nurture", vgl. Christian, ist eine Ausprägung dieser Ignoranz. Biologismus beruht also nicht auf Biologie sondern auf Ignoranz. Biologismus ist es, wenn man Patriarchat nicht als ökonomische Kategorie versteht, und nur biologische Gründe im Geschlechterdiskurs akzeptiert, weil man von menschlicher Gesellschaft nichts wissen will. Biologismus ist es auch, die Schlechtigkeit der Welt mit der Herrschaft eines genetisch minderwertigen Geschlechts zu erklären. Biologistisch ist natürlich auch Sozialdarwinismus, also die Auffassung, daß Bürger sozial schwach seien, weil sie die Sozialschwäche vererbt hätten, und physisch ausgerottet gehören. Natürlich gehören auch die Rassentheorien zu biologistischen Scheinargumentationen.

Biologismus hat schwerwiegende Folgen, wie wir sehen. Man kann verstehen, daß Menschen auf statististische und biologistische Argumente böse reagieren. Leider nützen Affekte in Diskussionen nicht viel. So wappne ich mich mit Vernunft gegen die Angriffe gegen mich bekennenden Gutmenschen und hoffe, daß dieser Blogpost dabei behilflich ist.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Nadine

Eben erst sprach ich von dichotomischen Weltbildern, von Bürgern, die sich in den Widerstreit mit der bürgerlichen Gesellschaft stellen, der sie selbst angehören, und von der sie geschädigt werden. Da bricht der Streit um eine typische Wortmeldung der Bloggerin Nadine los. Wieder einmal beklagt sie sich über den alltäglichen Sexismus und Antifeminismus in den Massenmedien. Wie so oft bringt sie auch ihre Meinung zu den jüngsten in den Medien breit diskutierten Strafprozessen um diverse Sexualdelikte vor, bei denen Prominente verdächtigt werden. Doch diesmal tritt der bekannte Blogger Udo dazwischen. Der Rechtsstaat binde die Staatsmacht an das Recht, belehrt Udo Nadine. Er unterstellt dabei, daß Nadine den Rechtsstaat aufheben möchte, nur damit die Feministen ganz allein darüber befinden, wer sich Sexualstraftaten schuldig gemacht hat.

Davon, daß Nadine den Rechtsstaat abschaffen möchte, steht in ihrem Artikel allerdings nichts (bitte nachlesen!). Nur die abwertende Bezeichnung Rotz für Rechtsstaatlichkeit deutet darauf hin, daß Nadine nicht viel vom Rechtsstaatsprinzip hält. Richtig schräg ist auch Nadines Bemerkung, daß dieser "Rotz" von mächtigen weißen Männern erfunden worden sei, um ihren Besitzstand zu wahren. Das delegitimiert die Idee des Rechtsstaates. Dadurch, daß Nadine eine unehrenhafte Begründung für das Rechtsstaatlichkeitsprinzip unterstellt, nämlich ungerechtfertigte Privilegien, d.h. "Besitzstände", verteidigen zu wollen, bestreitet man unausgesprochen die höchst ehrenwerte Begründung, den Bürger vor der Willkür des Staates beschützen zu wollen. Aber das kann an Nadines Unbedachtsamkeit liegen. Eine Forderung, den Rechtsstaat abschaffen zu wollen, bedeutet das nicht. Denn auch, wenn ich sagen würde, die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann sei eine von weißen, privilegierten Frauen erfundene Idee (stimmt das?), um ihnen Besitzstände zukommen zu lassen, dann hieße das nicht, daß ich diese Gleichberechtigung gern abgeschafft sehen möchte. Eigentlich beklagt sich Nadine nur über den Mißbrauch des Rechtsstaates.

Wie kommt Udo nur darauf, daß Nadine das Rechtsstaatsprinzip abschaffen möchte? Na, das ergibt sich doch aus dem Kontext, der stillen Übereinkunft zwischen Autor und Leser! Udo weiß nämlich, daß eine Sache nämlich von Feministen schon deshalb für schlecht befunden wird, wenn sie von Männern erfunden wurde. Außerdem weiß Udo, daß Feministen Menschen schon deshalb für mächtig und privilegiert halten, wenn sie weiß, heterosexuell und männlich sind. Das ist die heteronormative Matrix der Frau Butler, einer Heiligen des Feminismus, der man nicht widersprechen darf. Und weil weiße, männliche Heterosexuelle über so sagenhaft viel Macht verfügten, erfänden sie hehre Prinzipien zu dem einzigen Zweck, um ihre Besitzstände zu wahren. Ist doch logisch! Das ist doch die naheliegendste Begründung, die Benachteiligung der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft zu erklären! Da Feministen immerhin noch wissen, daß die bürgerliche Gesellschaft den Frauen Probleme bereitet, der heilige poststrukturalistische Obskurantismus die Feministen aber davon abhält, die Mechanismen ebendieser bürgerlichen Gesellschaft verstehen zu wollen, greift man lieber das an, was in ebendieser bürgerlichen Gesellschaft als hoch und heilig, und als deren geistig-moralisches Fundament gilt, also Aufklärung, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte. Nadine weigert sich allein aufgrund dieses poststrukturalistischen Obskurantismus anzuerkennen, daß es gesellschaftliche Verhältnisse sind, die Ungleichheit bewirken, die rein objektiver materieller Natur sind und kein bloßes sprachliches Konstrukt darstellen. Nadines Polemik gegen Tove Soiland (hier ca. einstündiger, durchaus interessanter Vortrag zum Thema von ihr) belegt das. Wenn man aber von objektiven gesellschaftlichen Verhältnissen nichts wissen will, und sie immerzu nur dekonstruiert, bleibt nur noch die persönliche Verantwortung der Bürger, d.h. gewöhnliche stinkigte Moral als Erklärungsansatz, um die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu erklären. Wer aber ausschließlich moralisch urteilt, sucht Schuldige. An beklagenswerten Zuständen muß irgendjemand schuld sein. So geht Moral. Vor diesem Hintergrund bedeutet die heteronormative Matrix eine pauschale Schuldzuweisung an weiße, heterosexuelle Männer. Verbindet sich dieser Glaube dann auch noch mit älteren feministischen Ansätzen, dann wird daraus leicht fanatische Männerfeindlichkeit. Christian stellt hier eine Form von Verblendung vor, die wohl von Susan Brownmiller angerichtet worden sein könnte.
2. Vergewaltigung als Machtinstrument

Die zweite Auffassung folgt poststrukturalistischen Ansätzen und ordnet die Vergewaltigung in einen Machtkampf zwischen den Gruppen Mann und Frau ein. Dabei ist die Vergewaltigung ein Mittel der Gruppe Mann um Macht über die Gruppe Frau zu erlangen. Dazu errichtet sie eine Kultur, aus der heraus der Einsatz dieser Machtmittel wahrscheinlicher erfolgt, eben indem die Sexualität der Gruppe Frau eingeschränkt wird und die Frau innerhalb dieser Machtgruppe als ein Objekt der sexuellen Befriedigung dargestellt wird. Aus diesen Sichtweisen heraus begeht der Täter dann die Vergewaltigung und setzt damit gleichzeitig genau das um, was die Gruppe Mann (oder deren Anführer im Sinne einer hegemonialen Männlichkeit) benötigt um sein Machtmittel aufrechtzuerhalten.

Der effektivste Weg zur Reduzierung oder gar Beseitigung von Vergewaltigungen ist damit eine gesellschaftliche Beeinflussung, die sich gegen die damit verbundenen Machtstrukturen richtet, also gegen hegemoniale Männlichkeit bzw. das Patriarchat oder die Phallokratie. Dazu ist es erforderlich das Machtmittel zu erkennen und als solches unwirksam zu machen. Dazu gehört dann eben auch, dass eine Vergewaltigung stets geandet wird, aber auch eine Umerziehung der potentiellen Täter, nämlich der Männer, indem sie Lernen die Strukturen, die die Vergewaltigungskultur bilden, effektiv und gerade auch bei sich selbst zu bekämpfen. Da die Vergewaltigung ein Machtmittel ist erscheint auch zugleich jede Maßnahme, die eine Nichtbestraftung eines Täters zur Folge hat, als weiteres Machtmittel zur Absicherung des anderen Machtmittels. Wenn das Rechtsstaatsprinzip also die Verurteilung von Vergewaltigern erschwert, dann muss er Teil des Machtapparats, also der Vergewaltigungskultur sein. Die Aufhebung dieses Prinzips für die Vergewaltigung verhindert in diesem Kontext andere Vergewaltigungen, weil es die Vergewaltigungskultur selbst bekämpft, die auf den Säulen „Erleichterung der Vergewaltigung durch Schaffen eines entsprechenden Klimas“ und „Nichtbestrafung der Vergewaltigung“ besteht. Im Rahmen der Gruppeninteressen der Frau kann das eh zu unrecht eingesetzte Machtmittel „Vergewaltigung“ eben nur durch eine Lockerung des Rechtsstaats bekämpft werden und das dabei einzelne Falschbeschuldiger auf der Strecke bleiben ist irrelevant, weil die andere Seite bei Einsatz des Machtmittels „Vergewaltigung“ auch keine Rücksicht auf die Opfer nimmt.

Hinweise gegenüber dem Opfer, doch bitte vorsichtig zu sein, sind vergleichbar damit, jemanden, dessen Kopf man regelmäßig unter Wasser drückt den guten Hinweis zu geben, doch bitte zu lernen länger die Luft anzuhalten.
Das nenne ich Bürgerkrieg. Hier wird der Mann zum Volksfeind, den es unschädlich zu machen gilt. Schön zu wissen, daß das Rechtsstaatlichkeitsprinzip als verbindlicher unumstößlicher Anspruch an die Rechtsspechung anerkannt ist!

Mittwoch, 29. Juni 2011

Der grüne Matriarchalismus

Zunächst möchte ich meine Leser auf diesen Vortrag von Frau Prof. Wirth aufmerksam machen. Es handelt sich um einen etwa 2.5-stündigen Vortrag. In ihm geht es um die Frauenfrage und die verkehrte Sicht der Feministen. Ich bedanke mich beim anonymen Kommentator für den Hinweis.

Techniker, Ingenieure und Vertreter der exakten Wissenschaften verspüren instinktiv einen Widerwillen gegen feministische Theorien. Feministische Theorien schließen sich an philosophische Systeme an, die von diesen Gruppen nicht verstanden werden. Zu esoterisch und damit zu vernunft- und wissenschaftsfeindlich, zu unverständlich sind deren Aussagen. Und zu anmaßend, dogmatisch treten Feministen auf. Selbst Feministen bemerken jedoch alle diese Probleme ausgerechnet am von mir so genannten grünen Matriarchalismus, über den Antje Schrupp erst kürzlich berichtete. An ihren Bericht schloß sich eine umfangreiche und interessante Diskussion an, an der sich auch einige Vertreter des grünen Matriarchalismus beteiligten. Die heftige Kritik von Feministen finde ich sehr erstaunlich. Natürlich treten einige grüne Matriarchalisten dogmatisch und autoritär auf, und bezeichnen sich oft als spiritualistisch, bekennen sich also unverhohlen zu Vernunft- und Wissenschaftsfeindschaft, und finden nichts dabei, okkulte Rituale zu praktizieren. Aber ausgerechnet im grünen Matriarchalismus findet man einen Anflug von Rationalität. Grüne Matriarchalisten verwenden in der Regel einen sinnvollen Begriff vom Patriarchat, was im Feminismus nicht selbstverständlich ist. Sie wissen auch, daß das Patriarchat sich in der Frühzeit der Menschheit herausgebildet hat, und, daß die längste Zeit die Menschen ohne das Patriarchat auskamen. Die Kritik am Patriarchat wird allerdings verkürzt, und läuft dann eben doch nur auf die Feindschaft gegen das männliche Geschlecht hinaus.

Groß ist der Mensch. Sein Verstand stiftet ihn dazu an, seine Umwelt seinen Bedürfnissen anzupassen und zu verändern. Er hat seine gesamte Lebensumwelt neugeschaffen. Er wohnt in Häusern, betreibt Landwirtschaft, fertigt seine Kleidung, die ihm hilft, in den gemäßigten Klimazonen zu überleben. Er erfindet, denkt, plant und handelt. Er schuf komplexe Theorien über sich und die Welt. Jedoch ist der menschliche Geist nicht dazu bestimmt, Differentialgleichungen zu lösen und Raketen zu bauen. Sinn und Zweck menschlichen Geistes ist die Organisation menschlicher Gesellschaft. Deshalb beeinflußt nicht nur Rationalität sondern auch Irrationalität menschliches Denken. Er beschäftigt sich mit Moral, stellt soziale Ansprüche an sich und seine Gesellschaft, bewertet alle Gegenstände, mit denen er sich beschäftigt, nach moralischen Maßstäben, und entwickelt eine emotionale Beziehung zu ihnen. Er teilt sie in Dinge ein, die ihm nützen, solche, die ihm schaden, und solche, die er bekämpfen muß.

Menschen denken nicht nur rational. Sie träumen auch. Zum Beispiel von einer besseren Welt, einer Welt ohne Ausbeutung, ohne Umweltzerstörung, von einer Gesellschaft, in der die Menschen ohne Beziehungskrisen miteinander auskommen, in der Frieden herrscht, und Gewalt und Armut aus ihr verbannt sind. Auch Techniker, Ingenieure und exakte Wissenschaftler träumen davon. Und sie träumen Menschheitsträume, Träume von ewiger Jugend und Gesundheit, von der Weltformel, die alles erklären kann, von Reisen zum Mars. Und sie träumen von gesellschaftlicher Anerkennung, die sie antreibt, diese Träume zu verwirklichen. Im Unterschied zu Grünen, Feministen und Esoterikern wissen aber Techniker, Ingenieure und exakte Wissenschaftler, daß man hart arbeiten muß, um Menschheitsträume verwirklichen zu können. Aus Erfahrung wissen sie, daß der Wert ihrer Erfahrung und ihres Spezialwissens davon abhängt, inwieweit sie den subjektiven Faktor, d.h. Moral, soziale Ansprüche, Wunschvorstellungen, emotionale Beziehung zum Gegenstand und jede andere Art Irrationalität zurückdrängen. Diese Gruppen verlangen nach klaren Begriffen und präzisen Beweisen, und lehnen Spekulationen und die meisten philosophische Systeme ab.

Auf den ersten Blick erscheint die Praxis asozial, Wissenschaft vom subjektiven Faktor freizuhalten. Emotionale Beziehungen zu Verstandesgegenständen führen aber im günstigsten Falle zu selektiver Wahrnehmung von Argumenten und Fakten, indem sie in moralisch einwandfreie und bedenkliche klassifiziert werden. In schlimmeren Fällen wirkt diese emotionale Beziehung destruktiv. Die alte Maxime "Töten, um zu leben" schützt die Menschheit vor ihren Feinden, aber gebiert auch das Ressentiment, und den Menschenhaß, wenn sich das Ressentiment gegen Teile der Menschheit richtet. Nun, niemand hat verlangt, daß Du Deinen Gegenstand hassen sollst. Aber aufgepaßt! Diese Maxime pflegt, sich gut zu verstecken. Die Maxime heißt auch "Liebe", Liebe für das Vaterland zum Beispiel, die Fremdenhaß bedeutet. Sie nennt sich gern "Empathie für Opfer". Da, wo es Opfer gibt, gibt es nämlich auch Täter. Täter vernichten Opfer, wenn sogenannte Täterschützer den Mob davon abhalten, die Täter zu vernichten. Opfer haben das Recht zur Notwehr. Sie dürfen Dinge tun, die den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft nicht gestattet sind. Und sie haben ein Anrecht auf Unterstützung. Und die kommt wie von selbst. Sich einem Mob anzuschließen, schafft nämlich soziale Anerkennung und Identifikation. Vollkommen ehrenwert gelten die Taten dieses Mobs, die unter gewöhnlichen Umständen geächtet wären.

Grüne, Feministen und Esoteriker fordern den subjektiven Faktor in der Wissenschaft. Sie betreiben ihrer Meinung nach radikale Kritik am "System", an der Gesellschaft, wollen ihre Identität als bürgerliches Individuum, also als Mitglied ebendieser Gesellschaft, aber nicht in Frage stellen. Die gesellschaftlichen Normen, Vorurteile, das Selbstbild darf bei aller Radikalität nicht angetastet werden. Typisch für diese Radikalinskys ist daher eine Dichotomie, bei der das bürgerliche Subjekt die bürgerliche Gesellschaft bekämpft. Bekanntestes Beispiel sind gewisse Anhänger Gesells Zinskritik. Sie geben vor, gegen den Kapitalismus zu kämpfen. Der Zins gilt ihnen als leistungsloses Einkommen. Die Bezeichnung "leistungsloses Einkommen" legt nahe, daß dieses Einkommen moralisch nicht gerechtfertigt sei, weil es nicht durch "ehrliche Arbeit" erarbeitet wurde. "Ehrlich erarbeitet" hätten ihr Einkommen nur Unternehmer in der Realwirtschaft, die Arbeit & Wohlstand schüfen. Diese Anhänger kämpfen für die "Marktwirtschaft", die ihrer Meinung nach ganz was anderes ist, als Kapitalismus. In dieser "Marktwirtschaft" verdienten die Menschen ihr Einkommen alle durch "ehrliche Arbeit". Das alles ist nichts anderes als die kapitalistische Arbeitsideologie, die gesellschaftliche Norm des bürgerlichen Subjekts. Diese vorgeblichen radikalen Gesellschaftskritiker sind also die entschiedensten Verteidiger des kapitalistischen Gesellschaft.

Die Radikalinskys prägen für "die Gesellschaft" zwei Begriffe. Der eine Begriff charakterisiert die Gesellschaft moralisch abwertend. Gesellschaft nennt sich "Patriarchat" oder "Kapitalismus". Gegen diese Gesellschaft richtet sich radikale Kritik. Sie selbst identifizieren sich mit einem anderen Begriff, der eine Utopie oder ein Ideal bezeichnet und sich "Matriarchat" oder "Marktwirtschaft" nennt. Die Maxime lautet nun "Töte, um zu leben!". Dazu muß dem moralisch abgewerteten Gesellschaftsbegriff eine gesellschaftliche Partei zugeordnet werden. Begriffe können sich ja schlecht einander bekämpfen. So kommt es zur Personalisierung der Begriffe. Jetzt handelt diese Partei, die den positiv bewerteten Begriff repräsentiert, nach der Maxime "Töte, um zu leben!", und ruft den Mob zu Hilfe, um die Partei zu vernichten, die dem negativen Gesellschaftsbild entspricht. Gewisse Anhänger Gesells Zinskritik aber auch viele Globalisierungskritiker personalisieren den Kapitalismus im Juden, im überbezahlten Manager, im Bänkster. Die Rede ist dann vom "strukturellen Antisemitismus". Diese Rede übernehme ich aber höchst ungern, da ich die dabei zugrunde liegende Erklärung für den europäischen Antisemitismus zu einfach und zu unspezifisch finde. Feministen identifizieren in den Männern das Patriarchat. Diese personalisierte Feindschaft gegen ein Gesellschaftsbild gefährdet aber nicht nur die angefeindeten Personengruppen, sondern führt auch zu paradoxen Allianzen, sogenannten Querfronten. So bringen es angeblich antikapitalistische Linke fertig, sich mit den entschieden den Kapitalismus verteidigenden Kräften an der rechten Seite des politischen Spektrums zu verbrüdern, weil sie dieselben Feinde bekämpfen.

Grüne Matriarchalisten setzen dem Patriarchat die Utopie einer Weiberherrschaft entgegen, die es ihrer Meinung nach vor Urzeiten schon einmal gegeben haben soll. Diese Weiberherrschaft, das sogenannte Matriarchat, wünschen sie sich zurück. Dieses Matriarchat statten die grünen Matriarchalisten mit allen Merkmalen aus, die sie an der Gesellschaft wertschätzen. Das sind z.B. kulturelle Leistungen, hier dargestellt von Frau Dr. Kirsten Armbruster im folgenden Kommentar:

Die ersten und die elementar wichtigen Kulturleistungen wurden ebenfalls im mütterlichen Umfeld entwickelt. So finden wir die ältesten Bestattungen eine Kulturleistung, die uns von den Tieren unterscheidet schon 100 000 v. u. Z.. Das Feuer, was bis heute als Herdfeuer den Müttern zugeordnet wird, ist eine mütterliche Entdeckung. Die Sprache als Muttersprache die ich bereits erwähnt habe die Medizin aus Pflanzen, die sich aus dem Erfahrungsschatz des weiblichen Kollektivs entwickelt, die Kunst in den Höhlenmalereien, die wie Marie König genau beschrieben hat, einen mütterlichen Kosmos wiedergeben, einschließlich der Hörneranalogien mit den drei Phasen der Mondin, die Urmütterfigurinen von Tan Tan, von Berekhat Ram, vom Hohle Fels, von Laussel, von Dolni Vestonice, von Avdeevo, von Willendorf, von Lespugue, um nur einige aus dem Paläolithikum zu nennen. Aus der heiligen Menstruation heraus, wurde von den Müttern die ersten Kalender entwickelt. Dann um 11 000 v. u. Z. entsteht im mütterlichen Umfeld in Japan die erste Keramik, dann mit Beginn des Neolithikums und der Sesshaftigkeit entwickelt das Kollektiv der Frauen die ersten domestizierten Pflanzen, dann die Kunst des Spinnens und des Webens und schließlich wird auch die erste Schrift im mütterlichen Umfeld entwickelt, nämlich die Vincaschrift im Donauraum, eine sakrale Schrift auf Spinnwirteln und um das Umfeld von Hausaltären, die 2000 Jahre älter ist als die sumerische Keilschrift.
Ich hoffe, daß diese Fakten zutreffen. Ganz sicher bin ich mir da nicht. Zum Beispiel streiten sich die Gelehrten noch immer um die Bedeutung der Vinca-Zeichen. Ob diese Zeichen eine Schrift darstellen, oder überhaupt etwas bedeuten, und was sie bedeuten, wenn sie was bedeuten, hat sich nach meinem Kenntnisstand noch nicht feststellen lassen. Leider ging mit der Entwicklung menschlicher Kultur auch die Zerstörung der Natur einher. Für den Ackerbau mußten Flächen gerodet werden, diese Rodungen führen zu Bodenerosion, Viehzucht führt zu Überweidung, künstliche Bewässerung zur Bodenversalzung. So geht es weiter bis zum heutigen Tage. Diese mit den positiven Seiten eng zusammenhängenden negativen Seiten werden dem Patriarchat angelastet:
Das Patriarchat und die Überhöhung der Vaterschaft gibt es erst seit circa 6000 Jahren, und diese Überhöhung der Vaterschaft, diese Herrschaft der Väter hat der Welt überwiegend Zerstörung gebracht.
Hier erkennen wir sehr deutlich die schon angeführte Dichotomie des Gesellschaftsbildes. Diese Dichotomie, mit der Idealisierung des Matriarchats auf der einen Seite als Gegenkonzeption zum Patriarchat auf der anderen Seite führt zu Wirklichkeitsverzerrung und damit zu Unwissenschaftlichkeit. Gabriele Mirhoff bringt die Illusionen der grünen Matriarchalisten sehr schön auf den Punkt, in dem sie, wie sie angibt, David Signer zitiert:
Interessant am Kongress in Texas waren die Beiträge von Vertreterinnen aus «matriarchalen» Gesellschaften. Interessant auch deshalb, weil sie die Verallgemeinerungen der Veranstalterinnen durch ihre konkreten Berichte oft relativierten. So zeichnete etwa eine Vertreterin der Khasi in Indien ein Bild ihres immer wieder als matriarchales Paradebeispiel zitierten Volkes, das nicht gerade Göttner-Abendroths Ideal entsprach.

Die Khasi sind nicht demokratisch, stellte sie lakonisch fest. Es herrscht eine ausgeprägte Oligarchie, nur gewisse Clans haben Zugang zur Macht. Es gibt grosse Spannungen zwischen den Geschlechtern; die Männer empfinden die Matrilokalität als drückend, wo sie unter der Kontrolle ihrer Schwiegerfamilie leben müssen. Sie versuchen ausserhalb der Khasi zu heiraten. Die Scheidungsrate ist hoch und häusliche Gewalt alltäglicher als in allen anderen Gesellschaften der Region; Alkoholismus auch. «Matriarchat», sagte die Khasi-Frau, ist ein patriarchaler Ausdruck (generalisierend, totalisierend, polarisierend). «Man sollte zuerst einzelne Kulturen studieren und dann verallgemeinern, und nicht umgekehrt.

Wie man am vorletzten Satz deutlich erkennt, hängt Gabriele Mirhoff bzw. David Singer selbst feministischen Überzeugungen an. Offenbar stört sie die Begleiterscheinungen wissenschaftlichen Arbeitens, wie die Einführung neuer Termini, die natürlich das Denken in totalisierender, generalisierender Weise beeinflussen können. Kritisiert sie zwar den grünen Matriarchalismus für dessen idealisierte Sicht auf vor-pariarchalische Gesellschaften, fordert aber selbst den "subjektiven Faktor". Und natürlich lastet sie das angebliche Problem dem Patriarchat an. Typisch feministisch ist auch die Projektion ihrer Feindschaft auf die sie umgebende Gesellschaft, die ihre Feindschaft als Notwehr gegen die durch ihre Feindschaft ausgelösten Reaktionen hinstellt. Nicht der Begriff "Matriarchat" oder die Wissenschaft polarisiert sondern Feminismus.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Farben mischen

Tom Krischak hat lange nichts von sich hören lassen. Es dauert schließlich eine Weile, Dutzende Blogs zu studieren. Ich mache schon mal weiter, denn seit der Einführung meiner Blogroll haben sich ein einige Veränderungen in der Blogroll ergeben.

Ob Ina Eff in der Blogroll bleibt, steht noch nicht fest. Auf der einen Seite stammen von ihr coole Texte, auf die mich einst der geschätzte Herr Daniel H. Rapoport aufmerksam gemacht hat. Einige Einträge in ihrer Blogroll mißfallen mir andererseits doch sehr. Offenbar geht ihre Zustimmung zu Felix Bartels Blog so weit, daß sie diese mit dem Eintrag zu Lyzis Blog bekräftigen muß, der nichts anderes leistet, als seine Leser mit seinem Ressentiment zu indoktrinieren. Blogger wie Lyzi müssen der Lektüre von Felix Bartels Artikel aufgesessen sein und überhaupt anscheinend in ihrem ganzen Leben noch nie etwas Vernünftiges gelesen haben. Ich habe ja ziemlich viele Moslemblogger in meine Blogroll aufgenommen, obwohl ich eigentlich konfessionslos bin, und Offenbarungsreligion für anachronistisch halte. Moslems werden unter Lyzis und Felix Bartels Ressentiments noch zu leiden haben, sollten sich ihre Ressentiments weiter verbreiten. So sollen auch muslimische Stimme zu hören sein.

Dem Vorwurf, ich sei Antisemit, kann ich nicht vorbeugen. So bekenne ich mich lieber gleich zu ihm. Das wäre auch für die Linkspartei besser so. Sie müßte dann nicht aus lauter Schiß vor Denunziation Auseinandersetzungen mit der zionistischen Ideologie aus dem Wege gehen.

Ich bin also Antisemit. Für mich ergibt sich die sogenannte Einstaatenlösung aus liberalen Grundsätzen. Ein jüdischer Staat widerspricht denselben. Für Andras Schiff, dem bekannten Klavierspieler, wünsche ich mir, daß er angstfrei in seinem Vaterland leben kann. Gegenwärtig herrschen da ja Zustände wie auf Lyzis Blog, einfach deshalb, weil Ungarn, sein Vaterland, sich als Staat der Ungarn versteht, und Andras Schiff nicht als echter Ungar gilt, den ungarischen Menschenhassern zufolge. Ein Staat, der seine Bürger in falsche und echte Bürger einteilt, und den echten Bürgern bessere Rechte zuteilt als den falschen, wird nicht nach liberalen Grundsätzen regiert. So ist das. Das gilt um so mehr, als es sich im Falle Israels bei den falschen Bürgern um die alteingesessene Bevölkerung handelt, und bei den echten um zugewanderte Kolonialisten.

Ich beurteile, wie der Leser erkennen muß, Staaten nach gleichen Maßstäben. Es wird ja immerzu behauptet, Antisemiten würden Israel nach anderen Maßstäben beurteilen. Das stimmt nicht. Ungarn unterziehe ich derselben Kritik wie Israel oder auch Argentinien, das erfolgreich die Einstaatenlösung für die vom Naziregime verfolgten und nach Argentinien geflohenen Juden praktiziert. Warum kommt diese Lösung für Palästina unter gar keinen Umständen in Frage? Weil in diesem Land eine terroristische politische Sekte das Szepter übernommen hat, die sich allein für legitimiert hält, das Judentum der ganzen Welt zu vertreten, und dabei den Menschenhaß in die Welt setzt und das Andenken an die Verbrechen der Nazizeit schändet. Diese Sekte behauptet doch glatt, der palästinensischen Bevölkerung würde nichts besseres einfallen, als über die neuangekommenen Juden herzufallen, einfach, weil Palästinenser so drauf sind, wegen diesem Großmufti von Jerusalem da, der ein Nazi war, und die Palästinenser dazu anstiftet, über die Juden herzufallen. Warum nur, fliehen Juden aus Nazideutschland dann vor ihren Häschern ausgerechnet nach Nazi-Palästina und nicht nach Argentinien? Komische Frage.

Überhaupt hat es die Phobie gegenüber der sogenannten Einstaatenlösung in sich. Es heißt ja, die Einstaatenlösung wäre die Endlösung der Judenfrage, einfach weil Moslems mit Juden prinzipiell nicht klarkämen. Daß die Jahrhunderte vor dem europäischen Kolonialismus das Gegenteil belegen, stört die Sektenanhänger nicht im geringsten. Moslems seien den Ideen der europäischen Aufklärung unzugänglich, heißt es wieder und wieder. Die Aufstände in der arabischen Welt anno 2011 belegen das Gegenteil. Der Islamismus bedrohe die Welt mit seiner vormodernen reaktionären rückwärtsgewandten Ideologie, um die Errungenschaften der Moderne rückgängig zu machen. Alles reine Verschwörungstheorie! Reaktionäre islamistische Despotien wie Saudi-Arabien stehen im besten Einvernehmen mit der westlichen Welt. Der real existierende Islamismus hat auch nicht das geringste Problem mit dem kapitalistischen Neoliberalismus. Fragwürdig ist Islamismus natürlich trotzdem genau wie jede andere Art Politsekte. Weitere zionistische Vorurteile, die die arabische Welt und den Islam betreffen, können bei Lyzis Freunden nachgelesen werden oder hier.

Ich weiß natürlich selbst, daß die Einstaatenlösung für Palästina unrealistisch ist. Das würde das Ende der zionistischen Sekte bedeuten. Ihre Forderung, daß das Existenzrecht Israel unbedingt von allen Seiten anerkannt werden müsse, bedeutet ja nichts anderes, daß diese zionistische Sekte ihre Macht behalten will. Zu ihrer Strategie gehört es ja, sich hinter dem Rücken des Juden zu verstecken, und zu behaupten, daß ihr geltende Vorwürfe den Juden gälten, und daher Antizionismus nichts als gut getarnter gewöhnlicher Antisemitismus sei. Doch die von dieser Sekte in die Welt gesetzten Vorurteile drohen auch mein eigenes Vaterland in ein Land zu verwandeln, das Bürger in falsche und echte unterteilt. So betreffen die Konflikte an der Levante auch mich, obwohl es nur um einen kleinen Landstrich geht, und der Konflikt nicht zu den allerallergrausamsten gehört. Denn seit einem halben Jahrhundert leben in meinem Vaterlande zahlreiche Türken. Wenn sich seine Bürger nicht offen zum Antizionismus bekennen, dann wird die Situation für diese Neuankömmlinge ungemütlich werden. Die von der zionistischen Sekte ausgestreuten Vorurteile finden nämlich große Zustimmung unter türkenhassenden fremdenfeindlichen Rechtsradikalen. Ein weiteres Verdienst dieser Sekte ist es, diese Menschenhasser von der Schuld an der bösen deutschen Vergangenheit freizusprechen, denn dazu fühlen sich Zionisten auch bevollmächtigt. Der Antisemitismus der Rechten sei ja von gestern und kaum der Rede wert. Dafür sind nun Linke schuld am Dritten Reich, denn Sozialismus und Nationalsozialismus sind ja mehr oder weniger dasselbe, weil beides totalitäre Systeme. Der Antizionismus der Linken sei ein weiteres Indiz, denn der belege ja den für den Nationalsozialismus charakteristischen antisemitischen Vernichtungswunsch. Menschenhasser zeigen sich für die ihnen von Zionisten erwiesenen Gunst dankbar. Sektenvertreter wie Ralph Giordano werden von Menschenhassern für seine Verdienste hochgeschätzt. Dank ihm trauen sie sich nun, ins Tageslicht zu treten, und gelten als respektabel. Diejenigen, die am liberalen Staatsverständnis festhalten, werden dagegen als Gutmenschen beschimpft, die die Augen vor der angeblich drohenden "Islamisierung Europas" verschließen würden. Und die Denunziationen dieser Sekte beschränken dazu noch die Möglichkeit, das liberale Staatsverständnis gegen diese fremdenfeindlichen Menschenhasser zu verteidigen. Wie schön für diese Menschenhasser! Gut gemacht, ihr Zionisten! Deshalb sehe ich gern Kübra ihren Protest gegen diese Sekte nach, auch wenn sie von nun an als Antisemitin gilt, mit denen man nicht diskutiert, sondern die man bekämpft (Felix Bartels).

Ergänzung (23. Juni 2011): Ina Eff bleibt.

Lyzis Blog ist ein wenig gaga, aber meiner ist es auch. Lyzi möchte unbedingt als Stalinist gelten und ich akzeptiere die Bezeichnung "Antisemit", um die mit diesen negativ konnotierten Labels verbundene Argumentation ins Leere laufen zu lassen.

Ergänzung (2. Juli 2011): Dieser von mir geschätzte Blogger macht mich auf diesen Artikel aufmerksam, dessen Lektüre ich dringend empfehle. Es zeigt sich nämlich, daß Antizionisten und zionistische Antiantisemitisten sich im Grundsatz einig sind, daß Gleichheit aller Bürger eines Staates und zionistische Staatsideologie sich langfristig logisch widersprechen, und daß man sich für eines von beidem entscheiden muß. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, wird man dann zum angeblich antisemitschen Antizionisten oder zum araberhassenden Zionisten.

Freitag, 29. April 2011

Patriarchat

Mancheiner hat mit dem Begriff "Patriarchat" seine liebe Not. Warum spricht man von "Väterherrschaft" (= Patriarchat), wenn zu allen Zeiten von Vätern nur Gewalt und Unterdrückung gegen Frauen und Kinder ausgeht? Begriffe haben doch nur einen Sinn, wenn es etwas gibt, worauf der Begriff nicht zutrifft, und etwas gibt, worauf der Begriff zutrifft, man also mit Hilfe dieses Begriffes etwas unterscheiden kann. Könnte man aber mit diesem Begriff des "Patriarchats" nicht die Väterherrschaft der zurückliegenden Menschheitsgeschichte von einer erträumten besseren Welt unterscheiden, in der Väter ihre Frauen und Kinder nicht mehr schinden? Nein, sagen Feministen! Männer sind Schweine! Ausnahmen gibt es - leider - keine. (Rockband "Die Ärzte"), und wird es bis in alle Ewigkeit auch in Zukunft nicht geben. So gesehen hat der Begriff des "Patriarchats" für Feministen tatsächlich keinen Sinn.

Um die Klarheit der anderen zu fördern, möchte ich Friedrich Engels' bekannte Schrift "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" der Aufmerksamkeit des Lesers empfehlen. Diese Schrift wird gewöhnlich von Sozis herangezogen, wenn es um die Gleichberechtigung von Frau und Mann geht. Sie ist im Gegensatz zu vielen feministischen Schriften in klarem Deutsch verfaßt, nicht allzu umfangreich, in sich logisch konsistent und daher leicht verständlich. Also keine Angst vor der Lektüre! Sie beantwortet die Frage, wie das Patriarchat entstand und wohin es sich entwickelt.

Vor langer Zeit, da gab es noch kein Patriarchat. Da lebten die Menschen in Gentilgesellschaften. Die Frau besaß eine geachtete Stellung. Es gab keine öffentliche Gewalt, die sich gegen das Volk richten konnte. Dafür war aber das Volk bewaffnet. Eigentum gab es nicht. Ehen gab es in sehr frühen Gesellschaften auch nicht. Dafür herrschte freie Liebe, die allerdings durch das Inzestverbot beschränkt wurde. Alle Angelegenheiten wurden demokratisch geregelt. Zugleich war der Kommunismus verwirklicht, d.h. alle Volksmitglieder besaßen die gleichen Rechte und Pflichten.

Männer gingen jagen und fischen, die Frauen kümmerten sich um das Lager. Doch eines Tages kamen die Männer auf die Idee, nicht jedes Tier, das sie gefangen hatten, zu töten, um es aufzuessen, sondern es in Gefangenschaft zu halten. Die Viehwirtschaft entstand. Die war viel effizienter als die Jagd. Irgendwann entstand individuelles Eigentum. Wegen der hohen Effizienz entstand ein sogenanntes Mehrprodukt, das Sklaven ernähren konnte. Die wurden von den Viehbesitzern wegen der vielen anfallenden Arbeit auch gebraucht.

Viehbesitz war Ausdruck des Reichtums, abstraktem Reichtums. Gegen Vieh konnte man alles eintauschen, was man haben möchte. Vieh war das erste Tauschmittel. Und dieser Reichtum lag in den Händen von Männern.

Das einzige Problem, das die Herren hatten, war, daß ihr Vermögen nach ihrem Ableben der Gentilgesellschaft zufiel. Die eigenen Söhne waren enterbt. Zu ihrem Glück wurde die mütterliche Erblinie durch die väterliche ersetzt. Das Patriarchat entstand. Frauen waren nun versklavt, und hatten die Aufgabe, Söhne zu gebären, die in das väterliche Erbe eintreten konnten. Nebenbei entstand dabei die Spaltung in eine öffentliche und eine private Sphäre. Die Ehemänner zwangen die Frauen zu unbedingter ehelicher Treue, damit der Mann sicher sein konnte, daß die Kinder seiner Ehefrau auch die seinen sind.

Die Zusammenfassung übernehme ich von Friedrich Engels:

Mit den Herden nun und den übrigen neuen Reichtümern kam eine Revolution über die Familie. Der Erwerb war immer Sache des Mannes gewesen, die Mittel zum Erwerb von ihm produziert und sein Eigentum. Die Herden waren die neuen Erwerbsmittel, ihre anfängliche Zähmung und spätere Wartung sein Werk. Ihm gehörte daher das Vieh, ihm die gegen Vieh eingetauschten Waren und Sklaven. All der Überschuß, den der Erwerb jetzt lieferte, fiel dem Manne zu; die Frau genoß mit davon, aber sie hatte kein Teil am Eigentum. Der "wilde" Krieger und Jäger war im Hause zufrieden gewesen mit der zweiten Stelle, nach der Frau; der "sanftere" Hirt, auf seinen Reichtum pochend, drängte sich vor an die erste Stelle und die Frau zurück an die zweite. Und sie konnte sich nicht beklagen. Die Arbeitsteilung in der Familie hatte die Eigentumsverteilung zwischen Mann und Frau geregelt; sie war dieselbe geblieben; und doch stellte sie jetzt das bisherige häusliche Verhältnis auf den Kopf, lediglich weil die Arbeitsteilung außerhalb der Familie eine andre geworden war. Dieselbe Ursache, die der Frau ihre frühere Herrschaft im Hause gesichert: ihre Beschränkung auf die Hausarbeit, dieselbe Ursache sicherte jetzt die Herrschaft des Mannes im Hause: die Hausarbeit der Frau verschwand jetzt neben der Erwerbsarbeit des Mannes; diese war alles, jene eine unbedeutende Beigabe. Hier zeigt sich schon, daß die Befreiung der Frau, ihre Gleichstellung mit dem Manne, eine Unmöglichkeit ist und bleibt, solange die Frau von der gesellschaftlichen produktiven Arbeit ausgeschlossen und auf die häusliche Privatarbeit beschränkt bleibt. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem, gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich beteiligen kann und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maß in Anspruch nimmt. Und dies ist erst möglich geworden durch die moderne große Industrie, die nicht nur Frauenarbeit auf großer Stufenleiter zuläßt, sondern förmlich nach ihr verlangt, und die auch die private Hausarbeit mehr und mehr in eine öffentliche Industrie aufzulösen strebt.

Die genannte Schrift enthält eine ganze Reihe weiterer interessanter Erkenntnisse. Hervorheben möchte ich folgende Schlußfolgerungen, da sie neben den Aussagen aus Friedrich Engels' Zusammenfassung die Unterschiede zum modernen Feminismus deutlich machen:

  • Im Laufe tausender Jahre hat sich das Patriarchat aus matrilinearen Gentilgesellschaften herausgebildet. Das Patriarchat ist also Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung, also kein biologisches Merkmal der menschlichen Rasse oder Gottes Wille.
  • Das Privateigentum an Produktionsmitteln und der Staat, der sich herausbildete, um dieses Eigentum zu schützen, und um die Klassengegensätze zu beherrschen, sind in Zusammenhang mit dem Patriarchat entstanden.
  • Vom Einfluß der Religion auf die Entstehung des Patriarchats ist hingegen keine Rede. Die vorgefundenen patriarchalischen Verhältnisse dürften wohl schon bestanden haben, als Judentum und Islam entstanden. Die gesellschaftlichen Normen jener Zeit sind dann in die Religionen eingeflossen. Nicht anzunehmen ist die von Feministen behauptete umgekehrte Wirkbeziehung, wonach das Patriarchat das Matriarchat abgelöst hätte, weil religiöse Vorstellungen das so verlangten. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein, heißt es bei Marx. Das Patriarchat (gesellschaftliches Sein) bestimmt also die Religion (gesellschaftliches Bewußtsein) und nicht umgekehrt.
  • Auch in matrilinearen Gesellschaften gilt gesellschaftliche Rollenverteilung, die sich von der heutigen im Grunde wenig unterscheidet.
  • Freie Liebe, coole Partys, heiße Nächte, keine Polizei! Das hört sich toll an. Manche Feministen meinen ja, das wäre das Goldenes Zeitalter. In ihm lebte die Menschheit im Einklang mit der Natur vollkommen friedlich in gottgefälliger Weise. Diese Feministen nehmen Rousseaus Legende vom "Edlen Wilden" oder Indianer-Romantik zu ernst. Sie haben wohl noch nie etwas über die befremdlichen Auswirkungen des Gewohnheitsrechtes dieser Gesellschaften wie die Blutrache oder den Brautraub gehört. Mütter haben ihre Kinder über ihre Köpfe hinweg verkuppelt. Für Angehöriger fremder Stämme galt kein Recht.
  • Im Proletariat der Industriegesellschaft löst sich das Patriarchat auf. Hin und wieder gibt es zwar noch Gewalt in dessen Ehen. Aber das Patriarchat hat im Proletariat keine Zukunft, weil die ökonomische Basis des Patriarchats abhanden gekommen ist: das Vermögen des Mannes und die Abhängigkeit der Frau. Das möchten Feministen bedenken, die sich bitterlich über Einwandererkinder beklagen, und befürchten, daß die ungezügelte Männergewalt der Einwanderersöhne auf die deutsche Altbevölkerung abfärben könnte.

Marxisten wie Friedrich Engels wären keine, wenn sie nicht wüßten, daß gesellschaftliche Produkte wie das Patriarchat sich nicht mit der Zeit wandeln würden. Seine Schrift handelt von der Frühgeschichte menschlicher Gesellschaft. In der modernen Industriegesellschaft trifft man nur noch Rudimente dieses Patriarchats an, das in frühen traditionellen Gesellschaften üblich war. Seine Ehefrau zu töten oder zu züchtigen, ist nicht mehr das Recht des Mannes. Die Institution der Ehe an sich wird schon in Frage gestellt. Söhne werden nicht mehr als Stammhalter angesehen, haben also nicht höheren Wert als Töchter. Unfruchtbare und untreue Frauen werden nicht einfach so verstoßen. Frauen haben heute formal dieselben bürgerlichen Rechte wie Männer. An die Stelle alter patriarchalischer Abhängigkeit und Rechtlosigkeit treten jedoch neue Probleme. Immer mehr Kinder werden von alleinerziehenden Eltern erzogen. Alleinerziehende Mütter sind nicht mehr von Vätern abhängig. Dafür betrifft sie soziale Probleme stärker als andere Bevölkerungsgruppen. Im vorangegangenen Blogbeitrag habe ich erwähnt, daß die Verantwortung für die Kinder im wesentlichen immer noch allein bei der Mutter liegt. Auf Grund der Last dieser Verantwortung sind Frauen immer noch benachteiligt.

Der moderne Feminismus dürfte praktikable Lösungen in dieser Frage hintertreiben, da sein Anliegen darin besteht, Feindbilder zu erzeugen, und den politischen Gestaltungswillen der Bürger in unproduktive und destruktive Bahnen zu lenken.

Ergänzung: Weitere Blogger lehnen Engels' Konzeption von Patriarchat ab, und bestreiten, daß es je ein Matriarchat gegeben haben könnte. Das behauptet allerdings auch Engels nicht, zumindest, wenn man Matriarchat als Mütterherrschaft auffaßt.

Die entscheidende Rolle in Engels' Patriarchatskonzeption besteht in der ökonomischen Macht des Mannes. Diese ist auch für die patriarchalische Ehe bis in die Neuzeit belegbar, und kein rein spekulatives Konstrukt.

In feministischen Texten entstammt die Macht des Mannes hingegen einer geheimnisvollen heteronormativen Matrix. Woher die Macht des Mannes stammt, bleibt dabei vollkommen im Dunkeln.

Dienstag, 26. April 2011

Der Unterschied

Hoffentlich wurde in meinem vorangegangen Artikel der folgende Satz richtig verstanden:
Würden weibliche Computersicherheits-Spezialisten unter vergleichbaren Bedingungen entschieden häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt der Computersicherheits-Spezialisten, dann würde ich vielleicht von Benachteiligung reden.
Insbesondere unter vergleichbaren Bedingungen sollte nicht überlesen werden. Von vergleichbaren Bedingungen kann nämlich zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmern nicht die Rede sein. Ich muß weit ausholen. Und wir werden sehen, wie verschiedene Themen miteinander zusammenhängen.

Frauen waren und sind zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen für die Erziehung ihrer Kinder allein verantwortlich. Oft ist es vorgekommen, daß Väter ihre Familien verlassen haben (oder mußten). Verläßt eine Mutter ihre Kinder, dann zieht sie sich gesellschaftliche Ächtung zu.

In der umstrittenen gesetzlichen Regelung, ledigen Müttern das alleinige Sorgerecht an ihren Kindern zu übertragen, drückt sich diese gesellschaftliche Norm u.a. aus. Ein gemeinsames Sorgerecht für beide Eltern, wie es Väterrechtler fordern, halte ich auch für ziemlich unpraktikabel, zumindest dann, wenn die Eltern sich streiten und nur eine Partei die volle Verantwortung für die Anwendung des Sorgerechts trägt. Ansonsten droht der Rosenkrieg zulasten eben der Person, die die volle Verantwortung trägt, auf dem Rücken der Kinder ausgetragen zu werden. Im Einzelfall kann das Sorgerecht auch dem Vater oder anderen Personen, einem Onkel z.B., übertragen werden, wenn sie die alleinige volle Verantwortung für die betreffende Kinder trägt. In jedem Fall sollte das Sorgerecht aber nur einer Person übertragen werden, und diese Person die volle Verantwortung für die Erziehung der Kinder übernehmen.

Daß im Regelfall die Mutter diejenige Person ist, die die alleinige Verantwortung trägt, ergibt sich ganz wie von selbst, da unter gewöhnlichen Umständen der Vater des Kindes nie zweifelsfrei ermittelt werden kann, und die Mutter die einzige Bezugsperson eines neugeborenen Kindes darstellt.

Ein besonderer Fall stellt die Ehe dar. Diese patriarchalische Einrichtung dient der Sicherstellung der väterlichen Erblinie. Ehefrauen sind hier für die Erziehung der Kinder des Ehemannes verantwortlich. Die unbedingte Treue der Ehefrau soll sicherstellen, daß die Kinder aus der Ehe vom Ehemann stammen. Ganz natürlich erscheint es daher, Kinder nach der Scheidung eher den Ehemännern zuzusprechen.

Frauen sind also in jedem Falle für die Erziehung von Kindern verantwortlich. Deshalb verlangen gerade sie nach Teilzeit- und familienfreundlichen Arbeitsplätzen. Sie müssen besondere Bedingungen an Arbeitgeber stellen, und werden durch Beruf und Familie doppelt belastet. So kann es vorkommen, daß Frauen die Abhängigkeit der patriarchalischen Ehe vorziehen. Auch wenn es um Sonja Kowalewskaja und all die anderen Frauen leid tut, die um ihr Recht auf selbstbestimmte Persönlichkeit kämpfen mußten.

In strikt patriarchalischen Gesellschaften ist die Berufstätigkeit der Frau nur in besonderen Fällen vorgesehen. Aus diesem Grunde werden Frauen von höherer Bildung ausgesperrt. Vorgesehen sind dafür all die Dinge, mit denen Frauenzeitschriften ihre Leserinnen verblöden. Der einzige Lebenszweck einer Frau besteht darin, verheiratet zu werden, und die Kinder des Ehemannes zu erziehen.

Meine Haltung in der Geschlechterfrage unterscheidet sich von der der Männerrechtler in entscheidenden Punkten. Der Feminismus hat sich im Gestrüpp foucaultistischer Moral und vernunftfeindlicher Dogmatik verrannt, und eignet sich nur zur Konstruktion von Feindbildern insbesondere gegen Männer und Moslems und zur Rechtfertigung von Illiberalität und engstirniger Klientelpolitik. Er ist irrelevant. Leuten wie Arne Hoffmann steht immerhin das Verdienst zu, das frühzeitig erkannt zu haben.

Montag, 25. April 2011

Frauenquoten

Hier und da habe ich mich zu antifeministischen Unverschämtheiten hinreißen lassen. Deshalb möchte ich die Angelegenheit wiedergutmachen. Ich werde mich Sascha Lobo anschließen und eine verbindliche Frauenquote von 50% für meine Blogroll einführen. Mangels Lesern kann ich aber die Leser nicht darüber mitbestimmen lassen.

Die Frauenquote aus dem ersten Entwurf beträgt 33.33%.

Wir fügen den Blog von Andrea Diener zur Blogroll hinzu. Die Frauenquote beträgt jetzt 40%. Wenn ich frech wäre, würde ich noch die beiden anderen Blogs von Frau Diener hinzufügen. Dann hätte ich die Soll-Frauenquote von 50% erreicht. Dann würde Frau Diener drei Positionen in meiner Blogroll belegen. Arne Hoffmann nennt solche Frauen Goldröcke. Auf diese Art erfülle ich zwar formal die Forderung der Soll-Frauenquote, hintergehe aber den Sinn der Forderung, mehr Frauen in meine Blogroll aufzunehmen. Statt der drei Positionen, die die eine Frau Diener belegt, hätten drei Frauen diese Positionen besetzen können. Goldröcketum akzeptiere ich nicht.

Die Frauenquote beträgt jetzt immer noch 40%. Um diese zu erhöhen, kann man Frauen hinzufügen, kann aber auch Männer streichen. Deshalb streiche ich feynsinn. Die Frauenquote beträgt jetzt 44.44%.

Derzeit bezieht sich die Diskussion um die Frauenquote nur auf eine kleine Schar gutsituierter Damen. Sollte die Frauenquote aber in Bereichen eingeführt werden, in denen es nur sehr wenig qualifizierte Frauen gibt, ist das Entfernen von Männern die einzige Möglichkeit, die Soll-Frauenquote zu erreichen. Viele Ingenieur-Disziplinen sind fast reine Männerdomänen. In diesen Bereichen bedeutet die Einführung der Frauenquote offene Männerdiskriminierung. Stellen wir uns einmal vor, für Spezialisten für Computersicherheit soll eine verbindliche Frauenquote von 50% gelten. Nur 5% der hinreichend qualifizierten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt seien aber weiblich. Dann können nur 5.26% der männlichen Spezialisten auf dem Gebiet der Computersicherheit beschäftigt werden. Für die übrigen 94.74% gilt Beschäftigungsverbot. Eine 50%-ige Frauenquote bedeutet ja, daß für jeden Mann, der eine Anstellung finden will, es eine Frau geben muß, die angestellt werden muß. Gibt es zuwenig geeignete Frauen, findet entweder die Masse der männlichen Bewerber keine der Qualifikation entsprechende Anstellung, oder es müssen unqualifizierte Bewerberinnen angestellt werden. Letztere werden gern Quoten-Frauen genannt.

Wißt ihr was? Quoten sind dummes Zeug. Quoten wären allerhöchstens dann gerechtfertigt, wenn die begünstigte Gruppe tatsächlich benachteiligt wäre. Würden weibliche Computersicherheits-Spezialisten unter vergleichbaren Bedingungen entschieden häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt der Computersicherheits-Spezialisten, dann würde ich vielleicht von Benachteiligung reden. Daß Frauen tatsächlich von Arbeitgebern benachteiligt werden, müßte aber erst nachgewiesen werden. Vergessen wir also den eingangs aufgestellten Vorsatz, eine 50%-ige Frauenquote in der Blogroll einzuhalten! Überhaupt sind Arne Hoffmanns Argumente in dieser Frage überzeugender als Anne Roths.

Aber Frau Diener wird trotzdem in die Blogroll aufgenommen. Ihr sollt nicht denken, sie wäre nur Quotenfrau gewesen, also nur deswegen aufgenommen worden, damit fefe oder Spiegelfechter in der Blogroll verbleiben können. Die Dinge, über die sie schreibt, sind zwar nicht wichtig und weltbewegend, werden aber interessant behandelt. feynsinn bleibt natürlich auch in der Blogroll.

Sonntag, 24. April 2011

Farbe bekennen

Fast könnte man denken, mir ginge es nur darum, Feministinnen und Anhängern der Theorien Gesells und Martins ans Bein zu pinkeln. Um so etwas zu denken, müßte man aber alle bisher erschienenen Artikel gelesen haben. Wer macht das schon? Blogs führen gewöhnlich eine Blogroll, mit deren Hilfe man die ideologische Ausrichtung und die verhandelten Gegenstände mit einem Blick erfassen kann. Das erleichtert die Bewertung des Blogs durch seine Leser. Soll der Leser sich feindselig stellen oder Partei ergreifen? Das muß der Leser schnell herausfinden können. Ohne dieses Vorurteil wird die Lektüre langweilig. Sich von unbekannten Standpunkten überzeugen zu lassen, ist nämlich anstrengend. Stets braucht der Leser die Zustimmung von Überzeugungsgemeinschaften, deren Autorität er anerkennt. Ist aus dem Zusammenhang nicht ersichtlich, welchen Überzeugungen der Blogautor anhängt, kann der Leser auch seine Artikel nicht einordnen, und wird sie vorsichtshalber ablehnen.

Genug der Einleitung. Ich will ja keine Doktorarbeit schreiben. Hier ist der erste Entwurf für eine erste Blogroll. Sie soll folgende Blogs enthalten.

Der erste Eintrag gehört einer akademisch ausgebildeten Putzfrau. Frau Mop schreibt launisch und fröhlich über die Erfahrungen und Zumutungen in der kapitalistischen Welt.

Darauf aufmerksam gemacht hat mich flatter von feynsinn.org. Gewöhnlich kommentiert er das Tagesgeschehen aus sozialdemokratischer Sicht. Dabei meine ich natürlich die Sicht, die man ursprünglich den Sozialdemokraten zuordnete, und nicht die, die die SPD für eine sozialdemokratische Sicht hält.

Elise Hendrick berichtet über problematische Zustände in unserer Gesellschaft. Dabei geht sie der Konfrontation nicht aus dem Wege, z.B. mit den Sturmabteilungen bei der Zeitschrift BeHämmert. Es wäre schön, wenn Juden sich endlich wieder eine Kippah aufsetzen könnten, ohne daß man sie für araberhassende zionistische Siedler hielte, nur weil paranoide Ideologen, die anscheinend in stalinistischen Umerziehungslagern ein Praktikum absolviert und dort ihr Handwerk gelernt haben, das Judentum und den Holocaust für ihre Zwecke gnadenlos verheizen. Etwas Geduld muß man haben. Elises Beiträge erscheinen in großen Abständen und nicht immer in einer Sprache, die man versteht.

Der Blogjournalist an und für sich ist der Spiegelfechter. Stets gut informiert und interessant schreibt er aus im o.g. Sinne sozialdemokratischer Sicht über Themen aus der Hohen Politik. Es gibt anscheinend nichts aus diesem Bereich, worüber er keine Meinung hätte und nicht interessant berichten könnte.

Kann es wahr sein, daß so etwas Technisches wie Betriebssysteme Begeisterung weckt? Doch, man muß dazu nur den Horizont erweitern, und sich nicht nur für die rein technischen Fragen interessieren sondern auch für Fragen der Folgen technischer Innovation auf Datenschutz, Bürgerrechte, Bildung, Urheberrecht. Da gibt es einen spleenigen Kauz, der genau das dem Publikum nahebringt. Für sich akzeptiert er nichts, was er nicht selbst programmiert hat. Er benutzt seine eigene Webserver-Software, lehnt PHP und Java ab. Von ihm stammen eine radikal minimalisierte C-Standardbibliothek und eine Imitation Dan Bernsteins Bibliotheken. Das Publikum hätte nichts von seinem Blog, wenn er sich nur damit beschäftigen würde. Er trägt aber aus aller Welt Meldungen zusammen, die die Entwicklungen auf den o.g. Nebengebieten dokumentieren. Sein Sprachstil ist ziemlich polemisch und sein Blog gilt daher und wegen der Knappheit der Meldungen schon als die "BILD-Zeitung" für Computerspezis.

Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag. schrieb einst Victor Klemperer in sein berühmtes Buch LTI. Martin Haase behandelt manipulierende Begriffsbildungen der Massenmedien und Politik. Sprachkritik ist auch Gegenstand des Blogs von Klaus Jarchow.

Von Zeit zu Zeit erleben wir, wie in von Massenmedien inszenierten Hetzkampagnen die Kultur der Einwanderer moralisch abgewertet wird. Die Moslems seien messerstechende, ehrenmordende, weiberfolternde, rassisch - Verzeihung: genetisch - minderwertige, sich wie Karnickel vermehrende Monster, denen die Bürgerrechte nicht zustehen, weil sonst die westliche Zivilisation an ihnen zu Grunde gehen würde. So steht es in den Zeitungen und dröhnt es aus Talkshows. Wie gut, daß es das Internet gibt. Kübra Gümüsay beschreibt muslimisches Leben in Deutschland realistischer als die Qualitätsmedien. Für die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft bietet Hakan Turan gute Erklärungen zum Islam. Da sieh mal, Sarrazin, Ulfkotte und all die anderen! Wer hätte gedacht, daß ich mich mit Islam auseinandersetze? Wollt ihr nicht mal eine Hetzkampagne gegen die Zeugen Jehovas starten, damit deren Anhänger nicht bei jedem Wetter an Straßenecken Wachtürme verschenken müssen?

Ach, es gibt so viele schöne Blogs, die man noch anführen könnte!

Ergänzung (27. April 2011): Ist Euch auch schon einmal aufgefallen, daß die Suchmaschine von Google früher schon einmal besser war? Dann bedankt Euch u.a. bei diesen Leuten! Aus rein wissenschaftlichem Interesse werde ich jetzt dieser Sache auch nachgehen.

Mittwoch, 20. April 2011

Wie die Pfeffersäcke die Menschheit zu Grunde richten - oder doch nicht

Seit mehreren Jahren schon beunruhigen die Wirtschaftsnachrichten die Bürger. Da krachen Banken und gehen Staaten pleite. Politiker bürgen mit Steuergeldern und behaupten, daß die Krise nun ausgestanden wäre. Doch das nehmen viele Bürger den Politikern nicht ab. Geheimnisvolle Dinge gibt es, die kein Mensch versteht, und richten großen Schaden an, Derivate, Hedgefonds, Kreditverbriefungen. Und weil alles so geheimnisvoll und unverständlich ist, machen sich Ängste breit. In solchen Stunden vertrauen Menschen Weltuntergangspropheten.

Eine dieser Weltuntergangsphilosophien ist die sogenannte Kritik am Zinssystem. Die gibt es in verschiedenen Formen: als Debitismus oder als Freiwirtschaftslehre, und bedient sich raffinierter Denkfehler. Vertreten werden diese Lehren von Leuten, von denen sich gewöhnliche Leute die Funktionsweise der Wirtschaft erklären lassen. Unter den Anhängern findet man sympathische Blogger. Andere Anhänger predigen den Weltuntergang wegen all der uneinbringlichen Schulden, die das Zinssystem ihrer Meinung nach notwendigerweise beständig hervorbringen würde. Die Pleiten der Banken und der Staaten, von denen wir aus den Medien erfahren, seien die schädlichen Wirkungen dieses Zinssystems, behaupten diese Zinssystem-Kritiker. Von Zeit zu Zeit führe das Zinssystem einen riesigen Kladderadatsch herbei so wie 1929 die Weltwirtschaftskrise. Nun sei es wieder Zeit dafür.

Doch all das ist großer Quatsch. ...behaupte ich. Doch schauen wir uns zunächst an, was diese Kritiker am Zinssystem auszusetzen haben, und dann, was an ihren Gründen verkehrt ist.

Stellen wir uns einen Kapitalisten vor, der Fahrräder produziert. Eines dieser Fahrräder koste 600 Pfund Stirling. Der Kapitalist möge 500 Pfund Stirling für jedes dieser Fahrräder aufwenden müssen, um es fertigen zu können. Diese 500 Pfund Stirling muß er als Lohn an seine Arbeiter, für die Rohstoffe, Werkzeuge und alles andere bezahlen, das er benötigt, um das Fahrrad herstellen zu können. Dem Kapitalisten bleiben 100 Pfund Stirling Gewinn für jedes seiner Fahrräder, das er verkauft.

Schauen wir uns dann an, was Paul C. Martin in seinem den Debitismus begründenden Buch "Der Kapitalismus - ein System, das funktioniert" über diese Situation aussagt:

Karl Marx hat uns fürwahr geholfen. Das Rätsel Kapitalismus ist endlich gelöst, wenn wir noch einmal seine entscheidenden Sätze auf der Zunge zergehen lassen: Wie kann nun die Kapitalistenklasse beständig 600 Pfund Stirling aus der Circulation herausziehen, wenn sie beständig nur 500 Pfund Stirling hineinwirft? Die Antwort lautet ein für alle mal: Sie kann es nicht!
Doch, sie kann es sehr wohl! Und das ist der erste und der entscheidende Fehler am Debitismus, der ihn zu Fall bringt.

Die meisten Leser haben dabei wohl folgendes Bild vor Augen: Da gibt es eine bestimmte Menge Geld in der Circulation. Jedesmal, wenn der besagte Kapitalist eines seiner Fahrräder verkauft, verdient der Kapitalist 100 Pfund Stirling, die er in seinen Sack stopft. Die Menge Geld in der Circulation nimmt dabei um 100 Pfund Stirling ab. Wenn also die Kapitalisten ihre Waren verkaufen, wird das Geld in der Circulation immer weniger, bis sich schließlich kein Geld mehr in der Circulation befindet, und sich alles Geld in den Säcken der Kapitalistenklasse angesammelt hat.

Nun, lieber Leser, wo steckt hier der Fehler?

Der Fehler besteht eben darin, daß Kapitalisten ihr Geld nicht in Säcken aufbewahren. Das tut unter normalen Umständen nämlich niemand. Stattdessen legen Kapitalisten ihr Geld bis auf den letzten Heller an, damit es "arbeitet". Davon haben die Kapitalisten nämlich mehr, als wenn sie ihr Geld in ihren Säcken verstecken würden, wo es keine Zinsen oder andere Erträge bringt. Kapitalisten besitzen also darum sehr wenig Geld, dafür aber um so mehr Vermögen, das sie für das Geld, das sie beim Verkauf ihrer Waren verdienen, erwerben. Sie erwerben Aktien, beteiligen sich an Firmen, oder leihen diesen Firmen ihr Geld. Mit diesem Geld kaufen diese Firmen ihrerseits Maschinen, Rohstoffe, Fabriken etc., die genau wie Lebensmittel, Wohnungen, Kleider von Arbeitern fabriziert werden müssen. Auf diesem Wege gelangen die 100 Pfund Stirling für jedes produzierte Fahrrad umgehend wieder in die Circulation.

Einen ganz ähnlichen Fehler begehen die Anhänger der Freiwirtschaftslehre. Hier sind es die Geldverleiher, die all ihr verdientes Geld in Säcke stopfen. Die Anhänger der Freiwirtschaftslehre nennen das Geld-Horten. Allen Ernstes schlagen sie vor, das Zinsnehmen zu verbieten, weil sie der Meinung sind, daß Zinsen das Geld-Horten belohnen würden. Dabei ist es doch gerade umgekehrt. Der Zins ist ja gerade die Motivation, alles verdiente Geld umgehend in die Circulation zurückzuwerfen, und sich Vermögen stattdessen anzuschaffen. Bargeld, das in Säcken schlummert, bringt schließlich keine Zinsen.

Damit ist die Zinskritik aber noch nicht zu Ende. Sie bietet noch mehr und raffiniertere Denkfehler. Hiervon berichtet eines der nächsten Blogbeiträge. Wir brechen hier ab. Dieser Blogbeitrag wird sonst zu lang. Bis bald. Wir hören voneinander.

Nachtrag (24. August 2011): Der angekündigte Folgebeitrag wurde auf Grund enthaltener Argumentationsfehler gelöscht.

Die Angst vor dem Zinseszins

Viele Bürger beschäftigen sich kritisch mit der Gesellschaft. Grüne, braune, rote und violette Aktivisten kommen diesem Bedürfnis entgegen. Die Kritik am Zinssystem bietet hierfür den idealen Ansatzpunkt in ihrer Argumentation. Erstens ist Kritik immer gut. Zweitens hängt der Zins irgendwie mit dem Kapitalismus zusammen, so daß Kritik am Zinssystem irgendwie antikapitalistisch aussieht. Und drittens hängt der Zins mit dem Zinseszins und der Exponentialfunktion zusammen. Diese Exponentialfunktion wird mit einem Wachstumszwang in Zusammenhang gebracht, der zu Naturzerstörung führt. Ökologisch ist die Kritik am Zinssystem also auch noch. Ein jeder findet also in der Kritik am Zinssystem genau das, was er braucht. Deshalb ist die Kritik am Zinssystem auch in Blogs beliebt, besonders in den verstrahltesten wie dem Honigmann, irgendwelchen Nazis und Esoterikern und Verschwörungstheoretikern dieser oder jener oder einer anderen Art. Nur die roten Aktivisten gehen leer aus, weil ihre Gesinnungsgenossen ihnen Antisemitismus vorwerfen würden, sobald sie das Zinssystem kritisierten. Und das wäre eine der Todsünden.

Sehr bekannt ist die Geschichte vom sogenannten Josephspfennig. Das ist ein Pfennig, der zum 1. Januar des Jahres 1 in einen Sparvertrag investiert wurde, der mit 3% verzinst wird. Am Silvestertag des Jahres 2000 beträgt der Kontostand 472.55 Trilliarden DM (wenn ich richtig gerechnet habe). Ja, das Wachstum einer Exponentialfunktion wird oft unterschätzt. Ökologen und Nazis malen den Teufel an die Wand. Das sei die Apokalypse! Das kann doch gar nicht gut gehen! Soviel Geld kann man doch gar nicht verdienen, um es diesem parasitären Zinsnehmer in den Rachen schmeißen zu können! Wegen all der Ansprüche dieses Geldverleihers wird unser schöner Planet unbewohnbar gemacht, kahlgefressen und vergiftet. Brecht die Zinsknechtschaft! Befreit die Menschheit von der Geißel des Zinses und Zinseszinses! Eine andere Welt ist möglich!

So, liebe grüne, violette, braune und roten Verschwörungstheoretiker und Esoteriker, jetzt gehen wir die Geschichte noch einmal langsam durch und suchen die Fehler in ihr!

Es war einmal ein junger Zimmermann mit dem Namen Joseph. Seine Frau Maria gebar am 24. Dezember des Jahres 0 einen Sohn, Jesus mit Namen. Joseph war arm aber ein rechtschaffener Mann. Seinem neugeborenen Sohn wollte er daher ein finanzielles Polster für das Alter verschaffen, und schloß daher für ihn am 1. Januar des Jahres 1 auf der Stadtsparkasse Bethlehem einen Sparvertrag über einen Pfennig und einer Laufzeit von 2000 Jahren ab. Der Zins beträgt 3%. Jesus starb aber lange vor der Zeit eines gewaltsamen Todes. So erschienen seine Erben am 1. Januar des Jahres 2001 auf der Stadtsparkasse Bethlehem, und verlangten die ihnen zustehenden 472.55 Trilliarden DM.

Was passiert nun? Bricht nun augenblicklich das Weltfinanzsystem wie ein Kartenhaus in sich zusammen? Nein! Die Sparkasse meldet Konkurs an. Das ist alles. Die Welt geht derweil ruhig ihren gewohnten Geschäften nach, und nimmt von Jesus Erben keine Notiz. Um die 472.55 Trilliarden DM zu beschaffen, werden auch nicht die Regenwälder vernichtet und der Planet umgegraben. Dafür haben Jesus Erben gelernt, daß Geldverleihen nicht nur Zinserträge bringt, sondern auch Risiken birgt. Wenn Jesus Erben jemals wieder Geld verleihen, prüfen sie ab jetzt genau, ob der Schuldner seinen Verpflichtungen überhaupt nachkommen kann.

Eine englische Bank und ein junger Mann mit einer Geschäftsidee haben es klüger angestellt. Der junge Mann hat einen Auftrag über 600 Pfund Stirling erhalten, ein Fahrrad zu bauen, muß jedoch 500 Pfund Stirling vorschießen, um Material, Werkzeuge, Arbeiter bezahlen zu können. Der junge Mann ist vollkommen mittellos, und bittet die Bank um einen Kredit über 500 Pfund Stirling. Die Bank genehmigt ihn und gewährt dem jungen Mann den Kredit mit einem Zinssatz von 10%, der nach einem Jahr zurückgezahlt werden muß. Alles geht glatt vonstatten. Der junge Mann erhält 500 Pfund Stirling von der Bank, kauft davon Material, Werkzeuge und Arbeiter, stellt mit ihnen das Fahrrad fertig, erhält für den Auftrag 600 Pfund Stirling, zahlt die Schulden von 550 Pfund Stirling an die Bank zurück, und behält 50 Pfund Stirling für sich.

In der zweiten Geschichte wurde der Kredit aus Einkommen getilgt, während sie in der ersten Geschichte vom Josephspfennig nicht vorhanden waren. In der ersten Geschichte wurden Kredite immer durch neue Kredite bezahlt, 2000 Jahre lang. So etwas nennt man Konkursverschleppung. Sie führt zu exponentiell wachsenden Schuldenlawinen, die aber nicht die Weltwirtschaft in Gefahr bringen, sondern höchstens den Sparkassendirektor von Bethlehem hinter Gittern. Früher oder später bricht die Schuldenlawine im Konkurs zusammen, und die Gläubiger stehen im Regen, und haben nicht exorbitante Zinsen gewonnen sondern möglicherweise ihr Kapital eingebüßt. In der zweiten Geschichte, in der der Kredit durch Einkommen gedeckt war, tritt die Schuldenlawine gar nicht auf.

Wir sehen: Zinsen verdient man nur dort, wo es Einkommen gibt. Gibt es keine Einkommenslawinen, kann es auch keine Zinseszinslawinen geben.

Freitag, 15. April 2011

Kommentare lesen

Ich sollte mal wieder Kommentare lesen. Auch wenn davon 350 unter einem Artikel stehen. Hätte ich z.B. die Kommentare unter Stefan Niggemeiers Artikel gelesen, dann hätte ich meinen eigenen Artikel nicht oder anders geschrieben. Ich konnte doch nicht wissen, daß die bekannte Bloggerin Isi anwesend ist. Zwei Tage lang und die Nacht dazwischen bemüht sich Niggemeiers Gefolge etwa 200 Kommentare lang mit Isi eine sinnvolle Konversation zu führen. Die Beharrlichkeit von Niggemeiers Gefolge erwies sich als bedeutend aber nicht unerschöpflich. Die Konversation scheiterte schließlich an Isis schiefer Logik, die ich im vorangegangenen Artikel schon vorgestellt habe. Das hätte ich bemerken können, wenn ich die 350 Kommentare gelesen hätte, bevor ich diesen Artikel verfaßt habe.

Mancheiner hat offenbar noch nicht genügend Erfahrungen mit feministischen Blogs und noch immer nicht genug von Isi. In feministischen Blogs wären Diskussionen, wie man sie in Stefan Niggemeiers Blog antrifft, unmöglich. Bevor es zu solchen kommt, schreitet nämlich die Blogherrin mit der Zensorschere ein. Schließlich kämpfen Feministinnen für die Rechte der Frauen. Weshalb müssen denn gerade sie sich das alles gefallen lassen, was man Frauen im Internet beständig antut? Muß man tatenlos zusehen, wie gesunder Menschenverstand den Feminismus angreift? Nein! Deshalb besteht Konsens in der feministischen Welt, daß Diskussionen in Blogs nur so geführt werden dürfen, daß feministische Dogmen dabei nicht in Frage gestellt werden.

Um die Gemeinheiten des blöden Internetvolkes gegenüber den Feministen der Öffentlichkeit zu demonstrieren, hat man sich erst kürzlich etwas einfallen lassen: hatr.org! Hier werden Kommentare veröffentlicht, die in feministischen Blogs Mißfallen erregten. Ich möchte in Zukunft mehr Kommentare lesen. Also lesen wir jetzt einmal gemeinsam bei hatr.org Kommentare:

Stellen wir uns einmal eine Anatomievorlesung vor. Der Professor schlachtet gerade eine Leiche aus. Die Verstörung, die manche aus dem Auditorium ergreift, kann man grob mit der vergleichen, wenn man aus der Gummizelle einer psychiatrischen Anstalt folgendes Geschrei wahrnimmt:

halt die fresse du vieh. frauen werden von der natur aus schon bevorzugt, da braucht ihr nicht dumm rumheulen, dass ihr diskriminiert werdet. als frau muss man nur dumm rumstehen und warten und schon findet man jemanden zum ficken. männer haben es da wesentlich schwerer. dann lasst ihr euch von 100 möchtegern-alphas ficken bis ihr hässlich werdet und heult auch noch rum, dass die typen fremdgehen. erst mit 30/40, wenn ihr fett und hässlich werdet, sucht ihr euch nen echten mann und nicht so ne veraidste hirnlose macho-scheisse. dem dreht ihr dann nicht nur eure 10 verschiedenen hpv und herpes varianten an die ihr euch eingefangen habt weil ihr die beine nicht zusammenhalten könnt, sondern lasst euch auch noch imprägnieren damit der arme depp euch für die nächsten jahrzehnte finanziell unterstützen muss. wenn das kind dann da ist, fangt ihr wieder an alphatürken und reiche typen zu ficken, sitzt den ganzen tag dumm rum und seid unproduktiv und verlasst den armen typen dem ihr ein kind angedreht habt. frauen sind der letzte dreck. allerdings können die auch nichts dafür, die sind so scheisse geboren. männer sind vielleicht auch nicht so der hit, aber wenigstens sind sie ehrlich. sie wollen euch wegen eurem aussehen ficken. der rest ist scheissegal. und frauen? sie wollen sein geld ficken, lügen aber rum von wegen persönlichkeit, charakter usw. und was tut ihr dafür? nichts. ihr steht nur dumm rum und seht gut aus. während männer sich in verschiedenen disziplinen ehrenhaft messen und um titten und ärsche konkurrieren. verreckt doch alle an hpv ihr nutzlosen drecksnutten.
Wie kann man Dir helfen? Gar nicht! Stefan Niggemeier würde so etwas einfach versenken. Das hat Stefan Niggemeier im besagten Artikel mit Kommentaren eines gewissen Gipsnacken vorgeführt. Darüber hat sich niemand beschwert. Für Feministen bedeuten derartige Kommentare aber der ultimative Beweis für die Frauenfeindlichkeit des Internets.

Nicht ausgeschlossen werden kann auch, daß hier eine feministische Sockenpuppe am Werk ist. Genauso, wie man Männerhaß im Internet bestellen kann, kann man auch Frauenhaß im Internet bestellen. Dann würde die Sockenpuppe den Frauenhaß ins Internet ablassen, über den sich die Feministin dann beschweren kann. So etwas würde ich für möglich halten.

Gelegentlich ertappe ich mich dabei, anderen einen Vogel zu zeigen, um an deren geistigen Gesundheit zu zweifeln. Weiter oben z.B. habe ich dem Verfasser des schon erwähnten Kommentars von hatr.org einen Vogel gezeigt. Das ist kein guter Stil, auch wenn ich weiß, daß Feministen gern die Logik verbiegen, damit ihre Dogmen keinen Schaden nehmen, und ich ihnen deshalb gern einen Vogel zeigen würde. Das hier geht aber doch zu weit:

Du bist dermaßen psychisch krank, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Ich habe noch nie einen Menschen im Web gesehen, der so viele Minderwertigkeitskomplexe hat. Einfach nur noch Wahnsinn. Du gehörst in psychiatrische Behandlung, eine psychologische reicht bei weitem nicht aus. Erst geht Dir einer drauf ab, dass Du in irgendeiner unwichtigen enderwahnsinnigen-Blogliste geführt bist (gegen die männliche Rhetorik der "Alpha-Blogger" kommst Du nicht an; deswegen ärgerst Du Dich ja in Deinem Minderwertigkeitswahn so über sie; da musst Du Dich mit der Genderbeklopptenliga zufrieden geben, die auf irgendwelchen unwichtigen Seiten gelistet ist.) und dann gerierst Du Dich hier öffentlich alle paar Monate als Märtyrerin, und das ausgerechnet Du, der Du hier einen Hass- und Hetzblog alleruntersten Niveaus betreibst, ganz zu schweigen von Deinen übrigen Auftritten im Netz, die Deinen eigenen Blog ja noch mal um Längen toppen, was peinliches Danebenbenehmen angeht. Merkst Du eigentlich nicht, dass alle nur noch über Dich lachen? Ich gucke hier ja immer rein, weil es einfach diese Mischung aus Ungläubigkeit, Ekel, Belustigung ist, die einen magisch anzieht.

Mach endlich Deine Therapie! Jeder RAF-Terrorist mit seinem verqueren Vokabular ist aktueller am Zeitgeist, als Du in Deinem Genderwahn, psychotischem Narzissmus und Minderwertigkeitskomplexen. Die 70er sind vorbei. Du bist nun alt und hässlich, keine Partei bzw. Gruppe will Dich als Mitglied haben, beruflich bist Du eine Vollversagerin. Es ist Zeit, in Dich zu gehen und eine Therapie zu machen, damit Du wenigstens den Herbst Deines Lebens noch halbwegs genießen kannst, frei von Minderwertigkeitskomplexen.

Ich glaube, ich weiß, auf wen sich die Tirade bezieht. Die benimmt sich tatsächlich wie die Axt im Walde. Sie ist Feministin. Sie gehört möglicherweise zu den Machern von hatr.org. Du bist sicher kein Feminist. Die Kommentare der betreffenden Person kannst Du deshalb nicht auf hatr.org ablassen. Das steht nur Feministen offen. Das ist nämlich deren Propagandainstrument. Doch auch Stefan Niggemeier hätte sich an Deinen Ausfall sicherlich gestört.

Zum Schluß möchte ich noch diesen Kommentar erwähnen:

Ja, schön, glaub ich gern, dass Frauen es gerne hätten, wenn sie nach Belieben mit dem Finger auf jemanden zeigen könnten und der dann unmittelbar in den Knast wandert, weil Frauen ja Gutmenschen sind und überhaupt nie nie falsch beschuldigen und aus Rache schon garnienicht.

Die Wirklichkeit ist aber so nicht, z.B. hat mir eine Frau im Vertrauen erzählt, dass deren Schwester im Zuge ihrer Scheidung deren Ehemann bewusst falsch beschuldigt und damit ruiniert hat, allerdings nicht ohne den Hinweis, dass sie das ggf. bestreiten würde.

Das Problem des Missbrauchs ist leider, dass er sich schwer nachweisen lässt. Gleiches gilt dann auch für den Falschvorwurf. Die Schwierigkeit solches nachzuweisen in die Behauptung umzuwerten, es gäbe Falschvorwürfe nicht, halte ich für unsinnig.

Da wären wir wieder beim Kachelmann-Prozeß und dem Kampf der Feministen um die Definitionsmacht der Frauen. Die bedeutet genau das, was im ersten Absatz des Kommentars dargestellt wird: Die Aufhebung der Unschuldsvermutung für Angeklagte in Strafprozessen. Mit der Aussage im letzten Absatz sind sich Feministen und deren Gegner einig: Vergewaltigung ist nicht objektiv beweisbar! So lautet nämlich die Überschrift zum Aufsatz, der sich hinter dem letzten Link befindet.

Zusammenfassung:

Auf hatr.org gelangen Kommentare ohne Unterschied ihres Sinngehaltes und Zusammenhanges in der Diskussion, aus dem die betreffenden Kommentare stammen. hatr.org dient der ideologischen Indoktrination, und ist kein Ansatz, das Kommunikationsverhalten der Internetnutzer angenehmer zu gestalten. Die Euphorie über hatr.org, die ich an vielen Ecken im Internet feststellen konnte, teile ich nicht.

Ergänzung (23. April 2011): Ähnlich schätzt Blogger Romans Red Man die Plattform hatr.org ein. Viele Ansichten dieses Bloggers sehe ich jedoch mit Skepsis an.

Ergänzung (28. April 2011): Weitere Blogger lehnen hatr.org ab: