Freitag, 29. April 2011

Patriarchat

Mancheiner hat mit dem Begriff "Patriarchat" seine liebe Not. Warum spricht man von "Väterherrschaft" (= Patriarchat), wenn zu allen Zeiten von Vätern nur Gewalt und Unterdrückung gegen Frauen und Kinder ausgeht? Begriffe haben doch nur einen Sinn, wenn es etwas gibt, worauf der Begriff nicht zutrifft, und etwas gibt, worauf der Begriff zutrifft, man also mit Hilfe dieses Begriffes etwas unterscheiden kann. Könnte man aber mit diesem Begriff des "Patriarchats" nicht die Väterherrschaft der zurückliegenden Menschheitsgeschichte von einer erträumten besseren Welt unterscheiden, in der Väter ihre Frauen und Kinder nicht mehr schinden? Nein, sagen Feministen! Männer sind Schweine! Ausnahmen gibt es - leider - keine. (Rockband "Die Ärzte"), und wird es bis in alle Ewigkeit auch in Zukunft nicht geben. So gesehen hat der Begriff des "Patriarchats" für Feministen tatsächlich keinen Sinn.

Um die Klarheit der anderen zu fördern, möchte ich Friedrich Engels' bekannte Schrift "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" der Aufmerksamkeit des Lesers empfehlen. Diese Schrift wird gewöhnlich von Sozis herangezogen, wenn es um die Gleichberechtigung von Frau und Mann geht. Sie ist im Gegensatz zu vielen feministischen Schriften in klarem Deutsch verfaßt, nicht allzu umfangreich, in sich logisch konsistent und daher leicht verständlich. Also keine Angst vor der Lektüre! Sie beantwortet die Frage, wie das Patriarchat entstand und wohin es sich entwickelt.

Vor langer Zeit, da gab es noch kein Patriarchat. Da lebten die Menschen in Gentilgesellschaften. Die Frau besaß eine geachtete Stellung. Es gab keine öffentliche Gewalt, die sich gegen das Volk richten konnte. Dafür war aber das Volk bewaffnet. Eigentum gab es nicht. Ehen gab es in sehr frühen Gesellschaften auch nicht. Dafür herrschte freie Liebe, die allerdings durch das Inzestverbot beschränkt wurde. Alle Angelegenheiten wurden demokratisch geregelt. Zugleich war der Kommunismus verwirklicht, d.h. alle Volksmitglieder besaßen die gleichen Rechte und Pflichten.

Männer gingen jagen und fischen, die Frauen kümmerten sich um das Lager. Doch eines Tages kamen die Männer auf die Idee, nicht jedes Tier, das sie gefangen hatten, zu töten, um es aufzuessen, sondern es in Gefangenschaft zu halten. Die Viehwirtschaft entstand. Die war viel effizienter als die Jagd. Irgendwann entstand individuelles Eigentum. Wegen der hohen Effizienz entstand ein sogenanntes Mehrprodukt, das Sklaven ernähren konnte. Die wurden von den Viehbesitzern wegen der vielen anfallenden Arbeit auch gebraucht.

Viehbesitz war Ausdruck des Reichtums, abstraktem Reichtums. Gegen Vieh konnte man alles eintauschen, was man haben möchte. Vieh war das erste Tauschmittel. Und dieser Reichtum lag in den Händen von Männern.

Das einzige Problem, das die Herren hatten, war, daß ihr Vermögen nach ihrem Ableben der Gentilgesellschaft zufiel. Die eigenen Söhne waren enterbt. Zu ihrem Glück wurde die mütterliche Erblinie durch die väterliche ersetzt. Das Patriarchat entstand. Frauen waren nun versklavt, und hatten die Aufgabe, Söhne zu gebären, die in das väterliche Erbe eintreten konnten. Nebenbei entstand dabei die Spaltung in eine öffentliche und eine private Sphäre. Die Ehemänner zwangen die Frauen zu unbedingter ehelicher Treue, damit der Mann sicher sein konnte, daß die Kinder seiner Ehefrau auch die seinen sind.

Die Zusammenfassung übernehme ich von Friedrich Engels:

Mit den Herden nun und den übrigen neuen Reichtümern kam eine Revolution über die Familie. Der Erwerb war immer Sache des Mannes gewesen, die Mittel zum Erwerb von ihm produziert und sein Eigentum. Die Herden waren die neuen Erwerbsmittel, ihre anfängliche Zähmung und spätere Wartung sein Werk. Ihm gehörte daher das Vieh, ihm die gegen Vieh eingetauschten Waren und Sklaven. All der Überschuß, den der Erwerb jetzt lieferte, fiel dem Manne zu; die Frau genoß mit davon, aber sie hatte kein Teil am Eigentum. Der "wilde" Krieger und Jäger war im Hause zufrieden gewesen mit der zweiten Stelle, nach der Frau; der "sanftere" Hirt, auf seinen Reichtum pochend, drängte sich vor an die erste Stelle und die Frau zurück an die zweite. Und sie konnte sich nicht beklagen. Die Arbeitsteilung in der Familie hatte die Eigentumsverteilung zwischen Mann und Frau geregelt; sie war dieselbe geblieben; und doch stellte sie jetzt das bisherige häusliche Verhältnis auf den Kopf, lediglich weil die Arbeitsteilung außerhalb der Familie eine andre geworden war. Dieselbe Ursache, die der Frau ihre frühere Herrschaft im Hause gesichert: ihre Beschränkung auf die Hausarbeit, dieselbe Ursache sicherte jetzt die Herrschaft des Mannes im Hause: die Hausarbeit der Frau verschwand jetzt neben der Erwerbsarbeit des Mannes; diese war alles, jene eine unbedeutende Beigabe. Hier zeigt sich schon, daß die Befreiung der Frau, ihre Gleichstellung mit dem Manne, eine Unmöglichkeit ist und bleibt, solange die Frau von der gesellschaftlichen produktiven Arbeit ausgeschlossen und auf die häusliche Privatarbeit beschränkt bleibt. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem, gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich beteiligen kann und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maß in Anspruch nimmt. Und dies ist erst möglich geworden durch die moderne große Industrie, die nicht nur Frauenarbeit auf großer Stufenleiter zuläßt, sondern förmlich nach ihr verlangt, und die auch die private Hausarbeit mehr und mehr in eine öffentliche Industrie aufzulösen strebt.

Die genannte Schrift enthält eine ganze Reihe weiterer interessanter Erkenntnisse. Hervorheben möchte ich folgende Schlußfolgerungen, da sie neben den Aussagen aus Friedrich Engels' Zusammenfassung die Unterschiede zum modernen Feminismus deutlich machen:

  • Im Laufe tausender Jahre hat sich das Patriarchat aus matrilinearen Gentilgesellschaften herausgebildet. Das Patriarchat ist also Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung, also kein biologisches Merkmal der menschlichen Rasse oder Gottes Wille.
  • Das Privateigentum an Produktionsmitteln und der Staat, der sich herausbildete, um dieses Eigentum zu schützen, und um die Klassengegensätze zu beherrschen, sind in Zusammenhang mit dem Patriarchat entstanden.
  • Vom Einfluß der Religion auf die Entstehung des Patriarchats ist hingegen keine Rede. Die vorgefundenen patriarchalischen Verhältnisse dürften wohl schon bestanden haben, als Judentum und Islam entstanden. Die gesellschaftlichen Normen jener Zeit sind dann in die Religionen eingeflossen. Nicht anzunehmen ist die von Feministen behauptete umgekehrte Wirkbeziehung, wonach das Patriarchat das Matriarchat abgelöst hätte, weil religiöse Vorstellungen das so verlangten. Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein, heißt es bei Marx. Das Patriarchat (gesellschaftliches Sein) bestimmt also die Religion (gesellschaftliches Bewußtsein) und nicht umgekehrt.
  • Auch in matrilinearen Gesellschaften gilt gesellschaftliche Rollenverteilung, die sich von der heutigen im Grunde wenig unterscheidet.
  • Freie Liebe, coole Partys, heiße Nächte, keine Polizei! Das hört sich toll an. Manche Feministen meinen ja, das wäre das Goldenes Zeitalter. In ihm lebte die Menschheit im Einklang mit der Natur vollkommen friedlich in gottgefälliger Weise. Diese Feministen nehmen Rousseaus Legende vom "Edlen Wilden" oder Indianer-Romantik zu ernst. Sie haben wohl noch nie etwas über die befremdlichen Auswirkungen des Gewohnheitsrechtes dieser Gesellschaften wie die Blutrache oder den Brautraub gehört. Mütter haben ihre Kinder über ihre Köpfe hinweg verkuppelt. Für Angehöriger fremder Stämme galt kein Recht.
  • Im Proletariat der Industriegesellschaft löst sich das Patriarchat auf. Hin und wieder gibt es zwar noch Gewalt in dessen Ehen. Aber das Patriarchat hat im Proletariat keine Zukunft, weil die ökonomische Basis des Patriarchats abhanden gekommen ist: das Vermögen des Mannes und die Abhängigkeit der Frau. Das möchten Feministen bedenken, die sich bitterlich über Einwandererkinder beklagen, und befürchten, daß die ungezügelte Männergewalt der Einwanderersöhne auf die deutsche Altbevölkerung abfärben könnte.

Marxisten wie Friedrich Engels wären keine, wenn sie nicht wüßten, daß gesellschaftliche Produkte wie das Patriarchat sich nicht mit der Zeit wandeln würden. Seine Schrift handelt von der Frühgeschichte menschlicher Gesellschaft. In der modernen Industriegesellschaft trifft man nur noch Rudimente dieses Patriarchats an, das in frühen traditionellen Gesellschaften üblich war. Seine Ehefrau zu töten oder zu züchtigen, ist nicht mehr das Recht des Mannes. Die Institution der Ehe an sich wird schon in Frage gestellt. Söhne werden nicht mehr als Stammhalter angesehen, haben also nicht höheren Wert als Töchter. Unfruchtbare und untreue Frauen werden nicht einfach so verstoßen. Frauen haben heute formal dieselben bürgerlichen Rechte wie Männer. An die Stelle alter patriarchalischer Abhängigkeit und Rechtlosigkeit treten jedoch neue Probleme. Immer mehr Kinder werden von alleinerziehenden Eltern erzogen. Alleinerziehende Mütter sind nicht mehr von Vätern abhängig. Dafür betrifft sie soziale Probleme stärker als andere Bevölkerungsgruppen. Im vorangegangenen Blogbeitrag habe ich erwähnt, daß die Verantwortung für die Kinder im wesentlichen immer noch allein bei der Mutter liegt. Auf Grund der Last dieser Verantwortung sind Frauen immer noch benachteiligt.

Der moderne Feminismus dürfte praktikable Lösungen in dieser Frage hintertreiben, da sein Anliegen darin besteht, Feindbilder zu erzeugen, und den politischen Gestaltungswillen der Bürger in unproduktive und destruktive Bahnen zu lenken.

Ergänzung: Weitere Blogger lehnen Engels' Konzeption von Patriarchat ab, und bestreiten, daß es je ein Matriarchat gegeben haben könnte. Das behauptet allerdings auch Engels nicht, zumindest, wenn man Matriarchat als Mütterherrschaft auffaßt.

Die entscheidende Rolle in Engels' Patriarchatskonzeption besteht in der ökonomischen Macht des Mannes. Diese ist auch für die patriarchalische Ehe bis in die Neuzeit belegbar, und kein rein spekulatives Konstrukt.

In feministischen Texten entstammt die Macht des Mannes hingegen einer geheimnisvollen heteronormativen Matrix. Woher die Macht des Mannes stammt, bleibt dabei vollkommen im Dunkeln.

Dienstag, 26. April 2011

Der Unterschied

Hoffentlich wurde in meinem vorangegangen Artikel der folgende Satz richtig verstanden:
Würden weibliche Computersicherheits-Spezialisten unter vergleichbaren Bedingungen entschieden häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt der Computersicherheits-Spezialisten, dann würde ich vielleicht von Benachteiligung reden.
Insbesondere unter vergleichbaren Bedingungen sollte nicht überlesen werden. Von vergleichbaren Bedingungen kann nämlich zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmern nicht die Rede sein. Ich muß weit ausholen. Und wir werden sehen, wie verschiedene Themen miteinander zusammenhängen.

Frauen waren und sind zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen für die Erziehung ihrer Kinder allein verantwortlich. Oft ist es vorgekommen, daß Väter ihre Familien verlassen haben (oder mußten). Verläßt eine Mutter ihre Kinder, dann zieht sie sich gesellschaftliche Ächtung zu.

In der umstrittenen gesetzlichen Regelung, ledigen Müttern das alleinige Sorgerecht an ihren Kindern zu übertragen, drückt sich diese gesellschaftliche Norm u.a. aus. Ein gemeinsames Sorgerecht für beide Eltern, wie es Väterrechtler fordern, halte ich auch für ziemlich unpraktikabel, zumindest dann, wenn die Eltern sich streiten und nur eine Partei die volle Verantwortung für die Anwendung des Sorgerechts trägt. Ansonsten droht der Rosenkrieg zulasten eben der Person, die die volle Verantwortung trägt, auf dem Rücken der Kinder ausgetragen zu werden. Im Einzelfall kann das Sorgerecht auch dem Vater oder anderen Personen, einem Onkel z.B., übertragen werden, wenn sie die alleinige volle Verantwortung für die betreffende Kinder trägt. In jedem Fall sollte das Sorgerecht aber nur einer Person übertragen werden, und diese Person die volle Verantwortung für die Erziehung der Kinder übernehmen.

Daß im Regelfall die Mutter diejenige Person ist, die die alleinige Verantwortung trägt, ergibt sich ganz wie von selbst, da unter gewöhnlichen Umständen der Vater des Kindes nie zweifelsfrei ermittelt werden kann, und die Mutter die einzige Bezugsperson eines neugeborenen Kindes darstellt.

Ein besonderer Fall stellt die Ehe dar. Diese patriarchalische Einrichtung dient der Sicherstellung der väterlichen Erblinie. Ehefrauen sind hier für die Erziehung der Kinder des Ehemannes verantwortlich. Die unbedingte Treue der Ehefrau soll sicherstellen, daß die Kinder aus der Ehe vom Ehemann stammen. Ganz natürlich erscheint es daher, Kinder nach der Scheidung eher den Ehemännern zuzusprechen.

Frauen sind also in jedem Falle für die Erziehung von Kindern verantwortlich. Deshalb verlangen gerade sie nach Teilzeit- und familienfreundlichen Arbeitsplätzen. Sie müssen besondere Bedingungen an Arbeitgeber stellen, und werden durch Beruf und Familie doppelt belastet. So kann es vorkommen, daß Frauen die Abhängigkeit der patriarchalischen Ehe vorziehen. Auch wenn es um Sonja Kowalewskaja und all die anderen Frauen leid tut, die um ihr Recht auf selbstbestimmte Persönlichkeit kämpfen mußten.

In strikt patriarchalischen Gesellschaften ist die Berufstätigkeit der Frau nur in besonderen Fällen vorgesehen. Aus diesem Grunde werden Frauen von höherer Bildung ausgesperrt. Vorgesehen sind dafür all die Dinge, mit denen Frauenzeitschriften ihre Leserinnen verblöden. Der einzige Lebenszweck einer Frau besteht darin, verheiratet zu werden, und die Kinder des Ehemannes zu erziehen.

Meine Haltung in der Geschlechterfrage unterscheidet sich von der der Männerrechtler in entscheidenden Punkten. Der Feminismus hat sich im Gestrüpp foucaultistischer Moral und vernunftfeindlicher Dogmatik verrannt, und eignet sich nur zur Konstruktion von Feindbildern insbesondere gegen Männer und Moslems und zur Rechtfertigung von Illiberalität und engstirniger Klientelpolitik. Er ist irrelevant. Leuten wie Arne Hoffmann steht immerhin das Verdienst zu, das frühzeitig erkannt zu haben.

Montag, 25. April 2011

Frauenquoten

Hier und da habe ich mich zu antifeministischen Unverschämtheiten hinreißen lassen. Deshalb möchte ich die Angelegenheit wiedergutmachen. Ich werde mich Sascha Lobo anschließen und eine verbindliche Frauenquote von 50% für meine Blogroll einführen. Mangels Lesern kann ich aber die Leser nicht darüber mitbestimmen lassen.

Die Frauenquote aus dem ersten Entwurf beträgt 33.33%.

Wir fügen den Blog von Andrea Diener zur Blogroll hinzu. Die Frauenquote beträgt jetzt 40%. Wenn ich frech wäre, würde ich noch die beiden anderen Blogs von Frau Diener hinzufügen. Dann hätte ich die Soll-Frauenquote von 50% erreicht. Dann würde Frau Diener drei Positionen in meiner Blogroll belegen. Arne Hoffmann nennt solche Frauen Goldröcke. Auf diese Art erfülle ich zwar formal die Forderung der Soll-Frauenquote, hintergehe aber den Sinn der Forderung, mehr Frauen in meine Blogroll aufzunehmen. Statt der drei Positionen, die die eine Frau Diener belegt, hätten drei Frauen diese Positionen besetzen können. Goldröcketum akzeptiere ich nicht.

Die Frauenquote beträgt jetzt immer noch 40%. Um diese zu erhöhen, kann man Frauen hinzufügen, kann aber auch Männer streichen. Deshalb streiche ich feynsinn. Die Frauenquote beträgt jetzt 44.44%.

Derzeit bezieht sich die Diskussion um die Frauenquote nur auf eine kleine Schar gutsituierter Damen. Sollte die Frauenquote aber in Bereichen eingeführt werden, in denen es nur sehr wenig qualifizierte Frauen gibt, ist das Entfernen von Männern die einzige Möglichkeit, die Soll-Frauenquote zu erreichen. Viele Ingenieur-Disziplinen sind fast reine Männerdomänen. In diesen Bereichen bedeutet die Einführung der Frauenquote offene Männerdiskriminierung. Stellen wir uns einmal vor, für Spezialisten für Computersicherheit soll eine verbindliche Frauenquote von 50% gelten. Nur 5% der hinreichend qualifizierten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt seien aber weiblich. Dann können nur 5.26% der männlichen Spezialisten auf dem Gebiet der Computersicherheit beschäftigt werden. Für die übrigen 94.74% gilt Beschäftigungsverbot. Eine 50%-ige Frauenquote bedeutet ja, daß für jeden Mann, der eine Anstellung finden will, es eine Frau geben muß, die angestellt werden muß. Gibt es zuwenig geeignete Frauen, findet entweder die Masse der männlichen Bewerber keine der Qualifikation entsprechende Anstellung, oder es müssen unqualifizierte Bewerberinnen angestellt werden. Letztere werden gern Quoten-Frauen genannt.

Wißt ihr was? Quoten sind dummes Zeug. Quoten wären allerhöchstens dann gerechtfertigt, wenn die begünstigte Gruppe tatsächlich benachteiligt wäre. Würden weibliche Computersicherheits-Spezialisten unter vergleichbaren Bedingungen entschieden häufiger arbeitslos sein als der Durchschnitt der Computersicherheits-Spezialisten, dann würde ich vielleicht von Benachteiligung reden. Daß Frauen tatsächlich von Arbeitgebern benachteiligt werden, müßte aber erst nachgewiesen werden. Vergessen wir also den eingangs aufgestellten Vorsatz, eine 50%-ige Frauenquote in der Blogroll einzuhalten! Überhaupt sind Arne Hoffmanns Argumente in dieser Frage überzeugender als Anne Roths.

Aber Frau Diener wird trotzdem in die Blogroll aufgenommen. Ihr sollt nicht denken, sie wäre nur Quotenfrau gewesen, also nur deswegen aufgenommen worden, damit fefe oder Spiegelfechter in der Blogroll verbleiben können. Die Dinge, über die sie schreibt, sind zwar nicht wichtig und weltbewegend, werden aber interessant behandelt. feynsinn bleibt natürlich auch in der Blogroll.

Sonntag, 24. April 2011

Farbe bekennen

Fast könnte man denken, mir ginge es nur darum, Feministinnen und Anhängern der Theorien Gesells und Martins ans Bein zu pinkeln. Um so etwas zu denken, müßte man aber alle bisher erschienenen Artikel gelesen haben. Wer macht das schon? Blogs führen gewöhnlich eine Blogroll, mit deren Hilfe man die ideologische Ausrichtung und die verhandelten Gegenstände mit einem Blick erfassen kann. Das erleichtert die Bewertung des Blogs durch seine Leser. Soll der Leser sich feindselig stellen oder Partei ergreifen? Das muß der Leser schnell herausfinden können. Ohne dieses Vorurteil wird die Lektüre langweilig. Sich von unbekannten Standpunkten überzeugen zu lassen, ist nämlich anstrengend. Stets braucht der Leser die Zustimmung von Überzeugungsgemeinschaften, deren Autorität er anerkennt. Ist aus dem Zusammenhang nicht ersichtlich, welchen Überzeugungen der Blogautor anhängt, kann der Leser auch seine Artikel nicht einordnen, und wird sie vorsichtshalber ablehnen.

Genug der Einleitung. Ich will ja keine Doktorarbeit schreiben. Hier ist der erste Entwurf für eine erste Blogroll. Sie soll folgende Blogs enthalten.

Der erste Eintrag gehört einer akademisch ausgebildeten Putzfrau. Frau Mop schreibt launisch und fröhlich über die Erfahrungen und Zumutungen in der kapitalistischen Welt.

Darauf aufmerksam gemacht hat mich flatter von feynsinn.org. Gewöhnlich kommentiert er das Tagesgeschehen aus sozialdemokratischer Sicht. Dabei meine ich natürlich die Sicht, die man ursprünglich den Sozialdemokraten zuordnete, und nicht die, die die SPD für eine sozialdemokratische Sicht hält.

Elise Hendrick berichtet über problematische Zustände in unserer Gesellschaft. Dabei geht sie der Konfrontation nicht aus dem Wege, z.B. mit den Sturmabteilungen bei der Zeitschrift BeHämmert. Es wäre schön, wenn Juden sich endlich wieder eine Kippah aufsetzen könnten, ohne daß man sie für araberhassende zionistische Siedler hielte, nur weil paranoide Ideologen, die anscheinend in stalinistischen Umerziehungslagern ein Praktikum absolviert und dort ihr Handwerk gelernt haben, das Judentum und den Holocaust für ihre Zwecke gnadenlos verheizen. Etwas Geduld muß man haben. Elises Beiträge erscheinen in großen Abständen und nicht immer in einer Sprache, die man versteht.

Der Blogjournalist an und für sich ist der Spiegelfechter. Stets gut informiert und interessant schreibt er aus im o.g. Sinne sozialdemokratischer Sicht über Themen aus der Hohen Politik. Es gibt anscheinend nichts aus diesem Bereich, worüber er keine Meinung hätte und nicht interessant berichten könnte.

Kann es wahr sein, daß so etwas Technisches wie Betriebssysteme Begeisterung weckt? Doch, man muß dazu nur den Horizont erweitern, und sich nicht nur für die rein technischen Fragen interessieren sondern auch für Fragen der Folgen technischer Innovation auf Datenschutz, Bürgerrechte, Bildung, Urheberrecht. Da gibt es einen spleenigen Kauz, der genau das dem Publikum nahebringt. Für sich akzeptiert er nichts, was er nicht selbst programmiert hat. Er benutzt seine eigene Webserver-Software, lehnt PHP und Java ab. Von ihm stammen eine radikal minimalisierte C-Standardbibliothek und eine Imitation Dan Bernsteins Bibliotheken. Das Publikum hätte nichts von seinem Blog, wenn er sich nur damit beschäftigen würde. Er trägt aber aus aller Welt Meldungen zusammen, die die Entwicklungen auf den o.g. Nebengebieten dokumentieren. Sein Sprachstil ist ziemlich polemisch und sein Blog gilt daher und wegen der Knappheit der Meldungen schon als die "BILD-Zeitung" für Computerspezis.

Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag. schrieb einst Victor Klemperer in sein berühmtes Buch LTI. Martin Haase behandelt manipulierende Begriffsbildungen der Massenmedien und Politik. Sprachkritik ist auch Gegenstand des Blogs von Klaus Jarchow.

Von Zeit zu Zeit erleben wir, wie in von Massenmedien inszenierten Hetzkampagnen die Kultur der Einwanderer moralisch abgewertet wird. Die Moslems seien messerstechende, ehrenmordende, weiberfolternde, rassisch - Verzeihung: genetisch - minderwertige, sich wie Karnickel vermehrende Monster, denen die Bürgerrechte nicht zustehen, weil sonst die westliche Zivilisation an ihnen zu Grunde gehen würde. So steht es in den Zeitungen und dröhnt es aus Talkshows. Wie gut, daß es das Internet gibt. Kübra Gümüsay beschreibt muslimisches Leben in Deutschland realistischer als die Qualitätsmedien. Für die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft bietet Hakan Turan gute Erklärungen zum Islam. Da sieh mal, Sarrazin, Ulfkotte und all die anderen! Wer hätte gedacht, daß ich mich mit Islam auseinandersetze? Wollt ihr nicht mal eine Hetzkampagne gegen die Zeugen Jehovas starten, damit deren Anhänger nicht bei jedem Wetter an Straßenecken Wachtürme verschenken müssen?

Ach, es gibt so viele schöne Blogs, die man noch anführen könnte!

Ergänzung (27. April 2011): Ist Euch auch schon einmal aufgefallen, daß die Suchmaschine von Google früher schon einmal besser war? Dann bedankt Euch u.a. bei diesen Leuten! Aus rein wissenschaftlichem Interesse werde ich jetzt dieser Sache auch nachgehen.

Mittwoch, 20. April 2011

Wie die Pfeffersäcke die Menschheit zu Grunde richten - oder doch nicht

Seit mehreren Jahren schon beunruhigen die Wirtschaftsnachrichten die Bürger. Da krachen Banken und gehen Staaten pleite. Politiker bürgen mit Steuergeldern und behaupten, daß die Krise nun ausgestanden wäre. Doch das nehmen viele Bürger den Politikern nicht ab. Geheimnisvolle Dinge gibt es, die kein Mensch versteht, und richten großen Schaden an, Derivate, Hedgefonds, Kreditverbriefungen. Und weil alles so geheimnisvoll und unverständlich ist, machen sich Ängste breit. In solchen Stunden vertrauen Menschen Weltuntergangspropheten.

Eine dieser Weltuntergangsphilosophien ist die sogenannte Kritik am Zinssystem. Die gibt es in verschiedenen Formen: als Debitismus oder als Freiwirtschaftslehre, und bedient sich raffinierter Denkfehler. Vertreten werden diese Lehren von Leuten, von denen sich gewöhnliche Leute die Funktionsweise der Wirtschaft erklären lassen. Unter den Anhängern findet man sympathische Blogger. Andere Anhänger predigen den Weltuntergang wegen all der uneinbringlichen Schulden, die das Zinssystem ihrer Meinung nach notwendigerweise beständig hervorbringen würde. Die Pleiten der Banken und der Staaten, von denen wir aus den Medien erfahren, seien die schädlichen Wirkungen dieses Zinssystems, behaupten diese Zinssystem-Kritiker. Von Zeit zu Zeit führe das Zinssystem einen riesigen Kladderadatsch herbei so wie 1929 die Weltwirtschaftskrise. Nun sei es wieder Zeit dafür.

Doch all das ist großer Quatsch. ...behaupte ich. Doch schauen wir uns zunächst an, was diese Kritiker am Zinssystem auszusetzen haben, und dann, was an ihren Gründen verkehrt ist.

Stellen wir uns einen Kapitalisten vor, der Fahrräder produziert. Eines dieser Fahrräder koste 600 Pfund Stirling. Der Kapitalist möge 500 Pfund Stirling für jedes dieser Fahrräder aufwenden müssen, um es fertigen zu können. Diese 500 Pfund Stirling muß er als Lohn an seine Arbeiter, für die Rohstoffe, Werkzeuge und alles andere bezahlen, das er benötigt, um das Fahrrad herstellen zu können. Dem Kapitalisten bleiben 100 Pfund Stirling Gewinn für jedes seiner Fahrräder, das er verkauft.

Schauen wir uns dann an, was Paul C. Martin in seinem den Debitismus begründenden Buch "Der Kapitalismus - ein System, das funktioniert" über diese Situation aussagt:

Karl Marx hat uns fürwahr geholfen. Das Rätsel Kapitalismus ist endlich gelöst, wenn wir noch einmal seine entscheidenden Sätze auf der Zunge zergehen lassen: Wie kann nun die Kapitalistenklasse beständig 600 Pfund Stirling aus der Circulation herausziehen, wenn sie beständig nur 500 Pfund Stirling hineinwirft? Die Antwort lautet ein für alle mal: Sie kann es nicht!
Doch, sie kann es sehr wohl! Und das ist der erste und der entscheidende Fehler am Debitismus, der ihn zu Fall bringt.

Die meisten Leser haben dabei wohl folgendes Bild vor Augen: Da gibt es eine bestimmte Menge Geld in der Circulation. Jedesmal, wenn der besagte Kapitalist eines seiner Fahrräder verkauft, verdient der Kapitalist 100 Pfund Stirling, die er in seinen Sack stopft. Die Menge Geld in der Circulation nimmt dabei um 100 Pfund Stirling ab. Wenn also die Kapitalisten ihre Waren verkaufen, wird das Geld in der Circulation immer weniger, bis sich schließlich kein Geld mehr in der Circulation befindet, und sich alles Geld in den Säcken der Kapitalistenklasse angesammelt hat.

Nun, lieber Leser, wo steckt hier der Fehler?

Der Fehler besteht eben darin, daß Kapitalisten ihr Geld nicht in Säcken aufbewahren. Das tut unter normalen Umständen nämlich niemand. Stattdessen legen Kapitalisten ihr Geld bis auf den letzten Heller an, damit es "arbeitet". Davon haben die Kapitalisten nämlich mehr, als wenn sie ihr Geld in ihren Säcken verstecken würden, wo es keine Zinsen oder andere Erträge bringt. Kapitalisten besitzen also darum sehr wenig Geld, dafür aber um so mehr Vermögen, das sie für das Geld, das sie beim Verkauf ihrer Waren verdienen, erwerben. Sie erwerben Aktien, beteiligen sich an Firmen, oder leihen diesen Firmen ihr Geld. Mit diesem Geld kaufen diese Firmen ihrerseits Maschinen, Rohstoffe, Fabriken etc., die genau wie Lebensmittel, Wohnungen, Kleider von Arbeitern fabriziert werden müssen. Auf diesem Wege gelangen die 100 Pfund Stirling für jedes produzierte Fahrrad umgehend wieder in die Circulation.

Einen ganz ähnlichen Fehler begehen die Anhänger der Freiwirtschaftslehre. Hier sind es die Geldverleiher, die all ihr verdientes Geld in Säcke stopfen. Die Anhänger der Freiwirtschaftslehre nennen das Geld-Horten. Allen Ernstes schlagen sie vor, das Zinsnehmen zu verbieten, weil sie der Meinung sind, daß Zinsen das Geld-Horten belohnen würden. Dabei ist es doch gerade umgekehrt. Der Zins ist ja gerade die Motivation, alles verdiente Geld umgehend in die Circulation zurückzuwerfen, und sich Vermögen stattdessen anzuschaffen. Bargeld, das in Säcken schlummert, bringt schließlich keine Zinsen.

Damit ist die Zinskritik aber noch nicht zu Ende. Sie bietet noch mehr und raffiniertere Denkfehler. Hiervon berichtet eines der nächsten Blogbeiträge. Wir brechen hier ab. Dieser Blogbeitrag wird sonst zu lang. Bis bald. Wir hören voneinander.

Nachtrag (24. August 2011): Der angekündigte Folgebeitrag wurde auf Grund enthaltener Argumentationsfehler gelöscht.

Die Angst vor dem Zinseszins

Viele Bürger beschäftigen sich kritisch mit der Gesellschaft. Grüne, braune, rote und violette Aktivisten kommen diesem Bedürfnis entgegen. Die Kritik am Zinssystem bietet hierfür den idealen Ansatzpunkt in ihrer Argumentation. Erstens ist Kritik immer gut. Zweitens hängt der Zins irgendwie mit dem Kapitalismus zusammen, so daß Kritik am Zinssystem irgendwie antikapitalistisch aussieht. Und drittens hängt der Zins mit dem Zinseszins und der Exponentialfunktion zusammen. Diese Exponentialfunktion wird mit einem Wachstumszwang in Zusammenhang gebracht, der zu Naturzerstörung führt. Ökologisch ist die Kritik am Zinssystem also auch noch. Ein jeder findet also in der Kritik am Zinssystem genau das, was er braucht. Deshalb ist die Kritik am Zinssystem auch in Blogs beliebt, besonders in den verstrahltesten wie dem Honigmann, irgendwelchen Nazis und Esoterikern und Verschwörungstheoretikern dieser oder jener oder einer anderen Art. Nur die roten Aktivisten gehen leer aus, weil ihre Gesinnungsgenossen ihnen Antisemitismus vorwerfen würden, sobald sie das Zinssystem kritisierten. Und das wäre eine der Todsünden.

Sehr bekannt ist die Geschichte vom sogenannten Josephspfennig. Das ist ein Pfennig, der zum 1. Januar des Jahres 1 in einen Sparvertrag investiert wurde, der mit 3% verzinst wird. Am Silvestertag des Jahres 2000 beträgt der Kontostand 472.55 Trilliarden DM (wenn ich richtig gerechnet habe). Ja, das Wachstum einer Exponentialfunktion wird oft unterschätzt. Ökologen und Nazis malen den Teufel an die Wand. Das sei die Apokalypse! Das kann doch gar nicht gut gehen! Soviel Geld kann man doch gar nicht verdienen, um es diesem parasitären Zinsnehmer in den Rachen schmeißen zu können! Wegen all der Ansprüche dieses Geldverleihers wird unser schöner Planet unbewohnbar gemacht, kahlgefressen und vergiftet. Brecht die Zinsknechtschaft! Befreit die Menschheit von der Geißel des Zinses und Zinseszinses! Eine andere Welt ist möglich!

So, liebe grüne, violette, braune und roten Verschwörungstheoretiker und Esoteriker, jetzt gehen wir die Geschichte noch einmal langsam durch und suchen die Fehler in ihr!

Es war einmal ein junger Zimmermann mit dem Namen Joseph. Seine Frau Maria gebar am 24. Dezember des Jahres 0 einen Sohn, Jesus mit Namen. Joseph war arm aber ein rechtschaffener Mann. Seinem neugeborenen Sohn wollte er daher ein finanzielles Polster für das Alter verschaffen, und schloß daher für ihn am 1. Januar des Jahres 1 auf der Stadtsparkasse Bethlehem einen Sparvertrag über einen Pfennig und einer Laufzeit von 2000 Jahren ab. Der Zins beträgt 3%. Jesus starb aber lange vor der Zeit eines gewaltsamen Todes. So erschienen seine Erben am 1. Januar des Jahres 2001 auf der Stadtsparkasse Bethlehem, und verlangten die ihnen zustehenden 472.55 Trilliarden DM.

Was passiert nun? Bricht nun augenblicklich das Weltfinanzsystem wie ein Kartenhaus in sich zusammen? Nein! Die Sparkasse meldet Konkurs an. Das ist alles. Die Welt geht derweil ruhig ihren gewohnten Geschäften nach, und nimmt von Jesus Erben keine Notiz. Um die 472.55 Trilliarden DM zu beschaffen, werden auch nicht die Regenwälder vernichtet und der Planet umgegraben. Dafür haben Jesus Erben gelernt, daß Geldverleihen nicht nur Zinserträge bringt, sondern auch Risiken birgt. Wenn Jesus Erben jemals wieder Geld verleihen, prüfen sie ab jetzt genau, ob der Schuldner seinen Verpflichtungen überhaupt nachkommen kann.

Eine englische Bank und ein junger Mann mit einer Geschäftsidee haben es klüger angestellt. Der junge Mann hat einen Auftrag über 600 Pfund Stirling erhalten, ein Fahrrad zu bauen, muß jedoch 500 Pfund Stirling vorschießen, um Material, Werkzeuge, Arbeiter bezahlen zu können. Der junge Mann ist vollkommen mittellos, und bittet die Bank um einen Kredit über 500 Pfund Stirling. Die Bank genehmigt ihn und gewährt dem jungen Mann den Kredit mit einem Zinssatz von 10%, der nach einem Jahr zurückgezahlt werden muß. Alles geht glatt vonstatten. Der junge Mann erhält 500 Pfund Stirling von der Bank, kauft davon Material, Werkzeuge und Arbeiter, stellt mit ihnen das Fahrrad fertig, erhält für den Auftrag 600 Pfund Stirling, zahlt die Schulden von 550 Pfund Stirling an die Bank zurück, und behält 50 Pfund Stirling für sich.

In der zweiten Geschichte wurde der Kredit aus Einkommen getilgt, während sie in der ersten Geschichte vom Josephspfennig nicht vorhanden waren. In der ersten Geschichte wurden Kredite immer durch neue Kredite bezahlt, 2000 Jahre lang. So etwas nennt man Konkursverschleppung. Sie führt zu exponentiell wachsenden Schuldenlawinen, die aber nicht die Weltwirtschaft in Gefahr bringen, sondern höchstens den Sparkassendirektor von Bethlehem hinter Gittern. Früher oder später bricht die Schuldenlawine im Konkurs zusammen, und die Gläubiger stehen im Regen, und haben nicht exorbitante Zinsen gewonnen sondern möglicherweise ihr Kapital eingebüßt. In der zweiten Geschichte, in der der Kredit durch Einkommen gedeckt war, tritt die Schuldenlawine gar nicht auf.

Wir sehen: Zinsen verdient man nur dort, wo es Einkommen gibt. Gibt es keine Einkommenslawinen, kann es auch keine Zinseszinslawinen geben.

Freitag, 15. April 2011

Kommentare lesen

Ich sollte mal wieder Kommentare lesen. Auch wenn davon 350 unter einem Artikel stehen. Hätte ich z.B. die Kommentare unter Stefan Niggemeiers Artikel gelesen, dann hätte ich meinen eigenen Artikel nicht oder anders geschrieben. Ich konnte doch nicht wissen, daß die bekannte Bloggerin Isi anwesend ist. Zwei Tage lang und die Nacht dazwischen bemüht sich Niggemeiers Gefolge etwa 200 Kommentare lang mit Isi eine sinnvolle Konversation zu führen. Die Beharrlichkeit von Niggemeiers Gefolge erwies sich als bedeutend aber nicht unerschöpflich. Die Konversation scheiterte schließlich an Isis schiefer Logik, die ich im vorangegangenen Artikel schon vorgestellt habe. Das hätte ich bemerken können, wenn ich die 350 Kommentare gelesen hätte, bevor ich diesen Artikel verfaßt habe.

Mancheiner hat offenbar noch nicht genügend Erfahrungen mit feministischen Blogs und noch immer nicht genug von Isi. In feministischen Blogs wären Diskussionen, wie man sie in Stefan Niggemeiers Blog antrifft, unmöglich. Bevor es zu solchen kommt, schreitet nämlich die Blogherrin mit der Zensorschere ein. Schließlich kämpfen Feministinnen für die Rechte der Frauen. Weshalb müssen denn gerade sie sich das alles gefallen lassen, was man Frauen im Internet beständig antut? Muß man tatenlos zusehen, wie gesunder Menschenverstand den Feminismus angreift? Nein! Deshalb besteht Konsens in der feministischen Welt, daß Diskussionen in Blogs nur so geführt werden dürfen, daß feministische Dogmen dabei nicht in Frage gestellt werden.

Um die Gemeinheiten des blöden Internetvolkes gegenüber den Feministen der Öffentlichkeit zu demonstrieren, hat man sich erst kürzlich etwas einfallen lassen: hatr.org! Hier werden Kommentare veröffentlicht, die in feministischen Blogs Mißfallen erregten. Ich möchte in Zukunft mehr Kommentare lesen. Also lesen wir jetzt einmal gemeinsam bei hatr.org Kommentare:

Stellen wir uns einmal eine Anatomievorlesung vor. Der Professor schlachtet gerade eine Leiche aus. Die Verstörung, die manche aus dem Auditorium ergreift, kann man grob mit der vergleichen, wenn man aus der Gummizelle einer psychiatrischen Anstalt folgendes Geschrei wahrnimmt:

halt die fresse du vieh. frauen werden von der natur aus schon bevorzugt, da braucht ihr nicht dumm rumheulen, dass ihr diskriminiert werdet. als frau muss man nur dumm rumstehen und warten und schon findet man jemanden zum ficken. männer haben es da wesentlich schwerer. dann lasst ihr euch von 100 möchtegern-alphas ficken bis ihr hässlich werdet und heult auch noch rum, dass die typen fremdgehen. erst mit 30/40, wenn ihr fett und hässlich werdet, sucht ihr euch nen echten mann und nicht so ne veraidste hirnlose macho-scheisse. dem dreht ihr dann nicht nur eure 10 verschiedenen hpv und herpes varianten an die ihr euch eingefangen habt weil ihr die beine nicht zusammenhalten könnt, sondern lasst euch auch noch imprägnieren damit der arme depp euch für die nächsten jahrzehnte finanziell unterstützen muss. wenn das kind dann da ist, fangt ihr wieder an alphatürken und reiche typen zu ficken, sitzt den ganzen tag dumm rum und seid unproduktiv und verlasst den armen typen dem ihr ein kind angedreht habt. frauen sind der letzte dreck. allerdings können die auch nichts dafür, die sind so scheisse geboren. männer sind vielleicht auch nicht so der hit, aber wenigstens sind sie ehrlich. sie wollen euch wegen eurem aussehen ficken. der rest ist scheissegal. und frauen? sie wollen sein geld ficken, lügen aber rum von wegen persönlichkeit, charakter usw. und was tut ihr dafür? nichts. ihr steht nur dumm rum und seht gut aus. während männer sich in verschiedenen disziplinen ehrenhaft messen und um titten und ärsche konkurrieren. verreckt doch alle an hpv ihr nutzlosen drecksnutten.
Wie kann man Dir helfen? Gar nicht! Stefan Niggemeier würde so etwas einfach versenken. Das hat Stefan Niggemeier im besagten Artikel mit Kommentaren eines gewissen Gipsnacken vorgeführt. Darüber hat sich niemand beschwert. Für Feministen bedeuten derartige Kommentare aber der ultimative Beweis für die Frauenfeindlichkeit des Internets.

Nicht ausgeschlossen werden kann auch, daß hier eine feministische Sockenpuppe am Werk ist. Genauso, wie man Männerhaß im Internet bestellen kann, kann man auch Frauenhaß im Internet bestellen. Dann würde die Sockenpuppe den Frauenhaß ins Internet ablassen, über den sich die Feministin dann beschweren kann. So etwas würde ich für möglich halten.

Gelegentlich ertappe ich mich dabei, anderen einen Vogel zu zeigen, um an deren geistigen Gesundheit zu zweifeln. Weiter oben z.B. habe ich dem Verfasser des schon erwähnten Kommentars von hatr.org einen Vogel gezeigt. Das ist kein guter Stil, auch wenn ich weiß, daß Feministen gern die Logik verbiegen, damit ihre Dogmen keinen Schaden nehmen, und ich ihnen deshalb gern einen Vogel zeigen würde. Das hier geht aber doch zu weit:

Du bist dermaßen psychisch krank, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Ich habe noch nie einen Menschen im Web gesehen, der so viele Minderwertigkeitskomplexe hat. Einfach nur noch Wahnsinn. Du gehörst in psychiatrische Behandlung, eine psychologische reicht bei weitem nicht aus. Erst geht Dir einer drauf ab, dass Du in irgendeiner unwichtigen enderwahnsinnigen-Blogliste geführt bist (gegen die männliche Rhetorik der "Alpha-Blogger" kommst Du nicht an; deswegen ärgerst Du Dich ja in Deinem Minderwertigkeitswahn so über sie; da musst Du Dich mit der Genderbeklopptenliga zufrieden geben, die auf irgendwelchen unwichtigen Seiten gelistet ist.) und dann gerierst Du Dich hier öffentlich alle paar Monate als Märtyrerin, und das ausgerechnet Du, der Du hier einen Hass- und Hetzblog alleruntersten Niveaus betreibst, ganz zu schweigen von Deinen übrigen Auftritten im Netz, die Deinen eigenen Blog ja noch mal um Längen toppen, was peinliches Danebenbenehmen angeht. Merkst Du eigentlich nicht, dass alle nur noch über Dich lachen? Ich gucke hier ja immer rein, weil es einfach diese Mischung aus Ungläubigkeit, Ekel, Belustigung ist, die einen magisch anzieht.

Mach endlich Deine Therapie! Jeder RAF-Terrorist mit seinem verqueren Vokabular ist aktueller am Zeitgeist, als Du in Deinem Genderwahn, psychotischem Narzissmus und Minderwertigkeitskomplexen. Die 70er sind vorbei. Du bist nun alt und hässlich, keine Partei bzw. Gruppe will Dich als Mitglied haben, beruflich bist Du eine Vollversagerin. Es ist Zeit, in Dich zu gehen und eine Therapie zu machen, damit Du wenigstens den Herbst Deines Lebens noch halbwegs genießen kannst, frei von Minderwertigkeitskomplexen.

Ich glaube, ich weiß, auf wen sich die Tirade bezieht. Die benimmt sich tatsächlich wie die Axt im Walde. Sie ist Feministin. Sie gehört möglicherweise zu den Machern von hatr.org. Du bist sicher kein Feminist. Die Kommentare der betreffenden Person kannst Du deshalb nicht auf hatr.org ablassen. Das steht nur Feministen offen. Das ist nämlich deren Propagandainstrument. Doch auch Stefan Niggemeier hätte sich an Deinen Ausfall sicherlich gestört.

Zum Schluß möchte ich noch diesen Kommentar erwähnen:

Ja, schön, glaub ich gern, dass Frauen es gerne hätten, wenn sie nach Belieben mit dem Finger auf jemanden zeigen könnten und der dann unmittelbar in den Knast wandert, weil Frauen ja Gutmenschen sind und überhaupt nie nie falsch beschuldigen und aus Rache schon garnienicht.

Die Wirklichkeit ist aber so nicht, z.B. hat mir eine Frau im Vertrauen erzählt, dass deren Schwester im Zuge ihrer Scheidung deren Ehemann bewusst falsch beschuldigt und damit ruiniert hat, allerdings nicht ohne den Hinweis, dass sie das ggf. bestreiten würde.

Das Problem des Missbrauchs ist leider, dass er sich schwer nachweisen lässt. Gleiches gilt dann auch für den Falschvorwurf. Die Schwierigkeit solches nachzuweisen in die Behauptung umzuwerten, es gäbe Falschvorwürfe nicht, halte ich für unsinnig.

Da wären wir wieder beim Kachelmann-Prozeß und dem Kampf der Feministen um die Definitionsmacht der Frauen. Die bedeutet genau das, was im ersten Absatz des Kommentars dargestellt wird: Die Aufhebung der Unschuldsvermutung für Angeklagte in Strafprozessen. Mit der Aussage im letzten Absatz sind sich Feministen und deren Gegner einig: Vergewaltigung ist nicht objektiv beweisbar! So lautet nämlich die Überschrift zum Aufsatz, der sich hinter dem letzten Link befindet.

Zusammenfassung:

Auf hatr.org gelangen Kommentare ohne Unterschied ihres Sinngehaltes und Zusammenhanges in der Diskussion, aus dem die betreffenden Kommentare stammen. hatr.org dient der ideologischen Indoktrination, und ist kein Ansatz, das Kommunikationsverhalten der Internetnutzer angenehmer zu gestalten. Die Euphorie über hatr.org, die ich an vielen Ecken im Internet feststellen konnte, teile ich nicht.

Ergänzung (23. April 2011): Ähnlich schätzt Blogger Romans Red Man die Plattform hatr.org ein. Viele Ansichten dieses Bloggers sehe ich jedoch mit Skepsis an.

Ergänzung (28. April 2011): Weitere Blogger lehnen hatr.org ab:

Samstag, 9. April 2011

Von der feministischen Schuldvermutung

Ein jeder hat schon mal von der sogenannten Unschuldsvermutung in Strafprozessen gehört. Daß aus dieser Unschuldsvermutung unter Zuhilfenahme weiterer Prämissen die Pflicht zur Vorverurteilung von Angeklagten logisch folgt, ist jedoch kaum jemanden bekannt. Diese Erkenntnis verdanken wir den Feministen, weswegen wir sie die Pflicht zur "feministischen Schuldvermutung" nennen werden. Der bekannten Bloggerin Isi steht das Verdienst zu, diese feministische Schuldvermutung zum ersten Mal in aller Klarheit hergeleitet zu haben. Ach, alle Stellungnahmen Alice Schwarzers zum Kachelmann-Prozeß in Talkshows und in ihren Kolumnen für die BILD-Zeitung wären unnötig, wenn alle Welt beizeiten von dieser feministischen Schuldvermutung wüßten! Journalisten wie Stefan Niggemeier müßten nicht so viel Kraft aufwenden, um die Unschuldsvermutung zu mißbrauchen, nur um ein Arschloch - Verzeihung: mutmaßliches Arschloch - wie Kachelmann von aller Schuld reinzuwaschen, damit dann in Zukunft Kinderschänder, Frauenvergewaltiger und ähnliche Unmenschen der gerechten Bestrafung entgehen könnten!

Isi zitiert zunächst Artikel Art. 6 Abs. 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention
Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.
Das ist die uns bekannte Unschuldsvermutung in Strafprozessen. In unserem Strafprozeß gibt es nun zwei mögliche Fälle, die sich gegenseitig ausschließen:
  • Kachelmann hat vergewaltigt. Das mutmaßliche Opfer ist wirklich Opfer eines Verbrechens geworden,
  • Kachelmann hat nicht vergewaltigt. Das mutmaßliche Opfer hat sich ihre Vergewaltigung ausgedacht. Sie wäre in diesem Falle eine freche Lügnerin.
Theoretisch gäbe es noch zwei weitere Fälle, nämlich diese:
  • Das mutmaßliche Opfer wurde vergewaltigt, aber von jemandem anderen,
  • Kachelmann kann man seine Schuld nicht nachweisen, dem mutmaßlichen Opfer aber auch nicht ihre Falschbeschuldigung.
Diese beiden Fälle liegen aber jenseits aller Vorstellung gewöhnlicher Feministen. Auf sie wird ohne Beschränkung der Allgemeinheit nicht eingegangen. Ansonsten würde ja die Herleitung der feministischen Schuldvermutung gar nicht funktionieren. Wer will das schon? Somit sagt das mutmaßliche Opfer genau dann und nur dann die Unwahrheit, wenn Kachelmann unschuldig ist. Indem man also die Unschuld Kachelmann vermutet, wie es im oben angegebenen Zitat aus der Europäischen Menschenrechtskonvention vorgeschrieben ist, vermutet man die Schuld des mutmaßlichen Opfers an einer Falschbezichtigung. Das ist aber auch, wie Isi festgestellt hat, ein strafwürdiges Vergehen (Verbrechen? - ...kenn mich nicht so aus). Somit wird das mutmaßliche Opfer jedesmal vorverurteilt, wenn man die Unschuld Kachelmanns annimmt. Logisch! Deshalb muß es die Pflicht zur Schuldvermutung für den Angeklagten geben, nur damit das mutmaßliche Opfer nicht vorverurteilt wird. Voila! Da ist die Pflicht zur feministischen Schuldvermutung.

Wenden wir die gewonnen Erkenntnisse in der Praxis an! Ich rede die ganze Zeit vom "mutmaßlichen Opfer". Gegen diese Bezeichnung hat Isi etwas einzuwenden. Eigentlich müßte es ja "Nebenklägerin" heißen. Bei mir als juristischem Laien erzeugt dieser Begriff aber ein falsches gedankliches Bild. "Nebenklägerin" klingt so, als ob die betreffende Person eine Nebenperson wäre. Tatsächlich ist sie aber doch eine der Hauptpersonen. Deswegen bevorzuge ich die Bezeichnung "mutmaßliches Opfer". Dieser Begriff erzeugt aber lt. Isi auch wieder ein falsches Bild. Es sagt nämlich, daß die Nebenklägerin vielleicht kein Opfer sei, und möglicherweise die Unwahrheit gesagt haben könnte. Das ist eine frauenfeindliche Unterstellung! Das ist Sexismus! So sind die Männer: Erst Frauen vergewaltigen und dann die Untaten bestreiten! Das kennen wir! Das lassen sich Feministen nicht gefallen! Die Feministen kämpfen für das Recht der armen Frauen, für ihre Definitionsmacht, vollkommen selbst entscheiden zu können, was sie für eine Vergewaltigung halten, und gegen Sexisten, die ihnen diese Macht verweigern! Es heißt nicht "mutmaßliches Opfer", nicht "mutmaßlich"! Über die gedanklichen Bilder, die das erzeugt, was übrig bleibt, weil mit der Bezeichnung "Opfer" zwingend ausgesagt ist, daß Kachelmann schuldig ist, sollt ihr Euch keine Gedanken machen, denn es gilt ja sowieso die Pflicht zur feministischen Schuldvermutung!

Ach Isi! Ich werde von Dir immer gut unterhalten. Dein grimmiger Männerhaß wirkt wie zu viel zu starker schwarzer Kaffee auf nüchternen Magen. Dein Haß auf die Männer unterscheidet sich ja kaum noch von dem Haß gewisser Websites auf "Kulturbereicherer". Genau wie diese Sites sammelst Du Einzelfälle, die Deine unerschütterbaren Vorurteile bestätigen, und schließt aus ihnen auf ihre Allgemeingültigkeit. Wer das nicht glaubt, der vergleiche doch mal diesen und diesen Aufsatz mit diesem und diesem!