Sonntag, 20. November 2011

Mit Kindern geschlagen


Neugier treibt einen Blogger schlecht an. Irgendwann verfliegt Neugier. Selbstdarstellung bedarf ich nur wenig. So ist der Mondschein-Blog eingeschlafen. Aufgeben möchte ich diesen Blog trotzdem nicht. Denn mit Einträgen in diesen Blog reagiere ich auf hitzige absurde Debatten. Diese Möglichkeit möchte ich nicht verschenken. Es geht hier also weiter.

Am häufigsten beschäftigen sich meine Beiträge mit der Geschlechterfrage. Zu dieser an und für sich wichtigen Frage dominieren anscheinend extreme Auffassungen. Das Kommunikationsverhalten der Anhänger dieser Auffassungen ist abartig. Wie man es erwartet, gibt man sich gegenseitig die Schuld. Julia Seeliger führt hingegen Bedingungen an, unter denen man Feminismus in ein liberales Weltbild integrieren könnte:

Aber noch viel weniger ist es die BILD-Berichterstattung von Alice Schwarzer. Alice Schwarzer muss weg. Junge Feministinnen sollen sich mit ihr kritisch auseinandersetzen und nicht anfangen, ihr Lied zu singen. Schwarzer muss Contra gegeben werden. Bei ihrer päpstlichen Sexualpolitik. Beim Islam. Bei ihrer Rechtsstaatsblindheit.

Und bei ihrer Netzpolitik. Netzfeminismus muss sich klar von den Kinderschutz-Forderungen alter Feministinnen distanzieren. Von Netzsperren. Netzfeminismus muss eine differenzierte Meinung zu Pornografie haben. Und Netzfeminismus muss kompetent mit Trollkommentaren umgehen können. Netzfeministinnen sollen im Netz diskutieren und leben. Netzfeminismus muss gut im Netz sein.

Mentale Probleme der Beteiligten dürften wohl eine untergeordnete Rolle spielen. Das Kommunikationsproblem ergibt sich eher aus der feministischen Logik. Erfolgversprechender als sich mit Feministen zu unterhalten, dürfte es sein, einen Katholiken von seinem Glauben abzubringen.

Damit es meinen Lesern hier wegen der langen Pausen nicht so langweilig wird, empfehle ich ihnen heute ein schönes Blöglein, der Verstand in diese Diskussion bringen könnte: Maike berichtet von ihren Erfahrungen als alleinerziehende Mutter und bestätigt dabei vieles, was ich hier im Blog ausführe.

Na gut, Unterschiede gibt es doch: Das Verhältnis zum Feminismus ist bei Maike noch nicht so angeschlagen. Und mehrere Feministen reden mit Engelszungen in ihren Kommentarteilen auf sie ein, um die Bloggerin auf ihre Seite zu ziehen. Da muß ich gegensteuern. Liebe Maike! Magst Du nicht lieber Sozialist statt Feminist sein? Sozialisten wissen nämlich, daß die Frauenfrage vor allen Dingen und zuerst eine soziale Frage darstellt. Sozialisten wie August Bebel haben beigetragen, die Frauenfrage auf die politische Tagungsordnung zu setzen. Sie gehört seitdem in jedes sozialistische Programm.

Feministen hingegen verhindern, daß sozial Benachteiligte die Hütte anzünden, indem sie ihnen falsche Ziele vorsetzen. Feministen wissen nichts von Sachzwängen. Manche Feministen wissen nicht einmal, ob sie Weiblein oder Männlein sind, weil sie das Geschlecht dekonstruiert haben. Und ausgerechnet so welche wollen über die Frauenfrage bescheid wissen! Diesen Feministen zuliebe muß man zuvor klären, was eine Frau ist. Meine Definition lautet:

Eine Frau ist ein Mensch, der damit geschlagen ist, Kinder in die Welt setzen zu können.
Diese Definition enthält viel wichtigere Gegenstände als das, womit sich Feministen gewöhnlich beschäftigen: nämlich Frauen und Kinder. Bevorzugter Gegenstand dagegen, mit dem sich Feministen beschäftigen, sind unzählige andere Geschlechter, Zwitter, Eunuchen, transsexuelle Eichhörnchen und noch viele andere, die es alle miteinander treiben können, kreuz und quer und alle durcheinander. Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich begräbt man die Frauen und Kinder auch noch unter allen möglichen Randgruppen, den Unterschichtsangehörigen, dunkelhäutigen Ausländern, Übergewichtigen, alten, behinderten, kranken und häßlichen Menschen. Hier:
Rassismus ist genauso wichtig sich anzuschauen, das hängt alles irgendwie zusammen mit Klassismus, Sexismus, Bodism, Ableism und dem ganzen Quark, der uns immer wieder das Leben schwer macht.
Diese Randgruppen werden alle diskriminiert, unsichtbar gemacht, heißt es. Da verkünden Guido Westerwelle und Klaus Wowereit, daß sie schwul seien, und erwerben auf diese einfache Art bei den Feministen, bei den Radikalfeministen zumal, deswegen Hochachtung. Ein Segen für Frauen und ihre Kinder ist die Politik dieser Herren aber trotzdem nicht. Auch die Politik von Starfeministin Ursula von der Leyen stellt eine Zumutung für dieselbe Gruppe dar. Da kann sie sich der Öffentlichkeit noch so kinderlieb und frauenfreundlich feministisch präsentieren und von Oberfeministin Alice Schwarzer empfohlen worden sein. Feminismus wird an deutschen Universitäten gelehrt, und in Behörden und Unternehmen verwirklicht. Das nennt man dann Gender Mainstreaming. Wie toll sind in Deutschland doch Rechte verwirklicht! Die sozialen Probleme alleinerziehender Menschen und die damit zusammenhängende Kinderarmut sind dabei längst aus dem Blick entschwunden. Da kann ich nur sagen: Thema verfehlt!

Die Macht käme von unten, heißt es foucaultistisch. Das klingt so schön nach Maggie Thatchers Ausspruch, daß es die Gesellschaft nicht gäbe sondern nur Individuen. Alles, was Menschen widerfährt, ist demnach auf eigenes oder fremdes Verschulden zurückzuführen. Rassismus ist nun nicht länger Folge imperialistischer Politik, insbesondere des Umstandes, daß unzählige Negersklaven aus Afrika verschleppt wurden und die Welt kolonialisiert wurde, um deren Rohstoffe zu plündern, so daß man die bedauernswerten Bewohner der kolonialisierten Weltteile abwerten mußte, um ihnen nicht dieselben Rechte wie dem angestammten Volk der Mutterländer zugestehen zu müssen. Nein, an Rassismus seien Hinz und Kunz schuld. Sie täten ebendieselben Fremdstämmigen konstruieren und "unsichtbar" machen. Das nennen Feministen dann "Herrschaft". Hinz und Kunz hingegen seien "sichtbar" und damit "privilegiert". Hinz und Kunz müßten das generische Maskulinum vermeiden, damit Frauen sichtbar werden und überhaupt bessere Menschen werden. Feministen geht es also zuerst darum, an den Menschen herumzuerziehen. Am liebsten gefällt es Feministen, die Sprache zu desinfizieren. Diese stumpfsinnige Moralisierei ist vorzügliche Unterhaltung für den Netzpöbel und eine anregende Beschäftigung für Ulrich Wickert und ähnlich konfigurierte Typen, und feinsinnige Studenten, die ein blütenweißes nach Seife und Desinfektionsmittel duftendes Gewissen für Gesellschaftskritik halten und darum cool finden und ihre Langeweile damit vertreiben möchten.

Richtig übel wird die foucaultistische Moralisiererei, wenn sie benutzt wird, um herrschsüchtiges Betragen zu rechtfertigen. Wie in der katholischen Kirche ist dieses im foucaultistischen Kontext übliche Einreden von Schuld oder gar einer Erbsünde:

ich würde mich auch nie hinstellen und behaupten, ich sei keine Rassistin, so wie andere das gerade auch der aktuellen Debatte tun. Denn ich halte es als weiße für einfach unmöglich, nicht rassistisch zu handeln, solange ich in einem rassistischen System lebe.
genau das Mittel, um einen Machtanspruch zu begründen. Damit meine ich natürlich nicht Machtanspruch im foucaultistischen Sinne. Der Kommentarteil zu diesem Artikel vermittelt einen Eindruck, wie Feministinnen miteinander umgehen. Da haben sich Feministen in eine Reihe aufgestellt, und hauen reihum gefallenen Kampfgenossen in die Fresse. Hochsensibilisierte Menschen, die meinen, daß ein Abbild einer kitschigen Lampe "Gewalt" darstelle, und Empathie und Solidarität von ihrer Umgebung einfordern, erweisen sich nun als unnachsichtig, gnadenlos und unbarmherzig. Irgendeine Art von Verteidigung wird diesen Kampfgenossen dabei nicht zugestanden. Das wäre "Abwehr", "Dominanzverhalten". Selbstverständlich meinen sie mit "Dominanzverhalten" nicht das Benehmen pöbelnder Feministen. Unter solchen Feministen leidet natürlich die Atmosphäre. Die üblichen Klagen über Trolle sind meistens unangebracht. Die Trolle haben sich diese Feministen redlich verdient. Zumal geschickte Trolle es schaffen, Kommunikation zu stören, indem sie die Kommunikationsunfähigkeit der anderen ausnützen, um sie auf diese Art vorzuführen:
Du hat da etwas mißverstanden, obwohl weiter oben breits DonAlphonso die Fragfe deutlich gestellt hatte. „L.s Entgleisung“ ist ihre Bezeichnung eines rassistischen Insults („schwarzes Loch“) als „nicht rassistisch“. Stattdessen erzählst Du tapfer einen von der Lampe. Ich nenne es „aussparen“.

Die nächste Stufe wird erreicht, wenn Feminismus paternalistisch wird. Ausgestattet mit diesem auf foucaultistische Art errungenem Machtanspruch geht man nun über zu behaupten, für den Schutz der Herde zuständig zu sein, als Gegenleistung aber dafür die Unterwerfung unter den Machtwillen zu verlangen. So etwas kennen wir als "Menschenrechts-Imperialismus", einer bigotten, pharisäischen Entartung des Kampfes um Menschenrechte. Bigott aus dem Grund, weil dieser Kampf nicht um der Menschlichkeit wegen geführt wird, sondern, um den Machtwillen des weißen Mannes durchzusetzen, der vorgibt, für Menschenrechte zu kämpfen und dessen Zuständigkeit für die Einhaltung dieser Menschenrechte allgemein anerkannt wird, dabei ihm aber jedes Mittel recht ist, auch wenn dabei angeblich so heilige Menschenrechte mißachtet werden. Feminismus erweist sich für derartigen paternalistischen Machtanspruch als anfällig. Die an und für sich wenig foucaultistisch argumentierende Alice Schwarzer führt diesen Paternalismus an kopftuchtragenden Frauen vor. Da sieht man dann schön, wie gerade die Feministen helfen, die Macht des weißen Mannes zu mehren und zu festigen, und dabei das Gegenteil zu behaupten.

Feministen, selbst radikale Feministen kommen also gar nicht mehr auf die Idee, die Hütte anzünden zu wollen, so eng ist er in die Herrschaft, - der wirklichen, nicht der von Feministen behaupteten - eingebunden. Damit trotzdem aber jeder sieht, wie radikal, gesellschaftskritisch, wild, gefährlich und böse Feministen sind, entwickeln sie ein Feindbild: das Normale, d.i. der weiße, heterosexuelle Mann, kurz der Hetencismann! Dieses Normale wird all den genannten Randgruppen gegenübergestellt, die das Andere heißen. Eine bekannte Feministin meint:

Wenn das Normale das Andere konstruiert und dem eigenen unterordnet, will es natürlich weiterhin Verfügungsmacht über das Andere haben, sich Gewissheit verschaffen, dass das, was da als Abweichung herunterdefiniert wurde, auch an dem Platz verbleibt, den es zugewiesen bekommen hat.
Warum die Normalen das tun und wie sie das tun, konnte und wollte bisher noch niemand überzeugend erklären. Von der Rolle, die von der Familienverantwortung herrührende Sachzwänge spielen, ahnt ein gewöhnlicher Feminist nichts. Man könnte jetzt einwenden, mit diesem Zitat sei doch genau das gemeint, bei dem der Hetencismann eine Frau gefangenhält, und sie zur Söhnegebärmaschine "herunterdefiniert". Man muß aber bedenken, daß auch Eunuchen, transsexuelle Eichhörnchen und andere der o.g. Randgruppen zum Anderen gehören, die sich nicht zur Söhnegebärmaschine eignen. Das geschilderte patriarchalische Gewaltverhältnis hatte diese Feministin bestimmt nicht im Sinn. Abgesehen davon ist das Patriarchat mit ihren Einrichtungen wie Ehe und Familie nur noch eine romantische in der Landschaft herumstehende Ruine. Das Geschlechtsleben ist heute ja so viel freier. Auch die Feministen wollten das ja so. Diese Freiheit bedeutet im wesentlichen aber die Freiheit der Verantwortung für Männer unter Beibehaltung der Verantwortlichkeit der Frauen. Man kann den Männern ihren Egoismus und ihre Verantwortungslosigkeit nicht vorwerfen, denn Frauen wären an deren Stelle genauso egoistisch und verantwortungslos, wenn sie nicht mit Kindern geschlagen wären. Aber mit Gewalt und Herrschaft hat das alles nichts zu tun, wie dieselbe Feministin weiter ausführt:
Wenn sich das Andere dem Normalen gegenüber widerständig zeigt, muss es gewaltförmig zurückgestoßen werden, sonst könnte es die vermeintlich sichere Positionen gefährden.
Nein, so kann es die Feministin nicht gemeint haben. Netzfeministen treibt etwas anderes um. Das Normale tritt ihm als wildfremdes Individuum in Foren und Blogs gegenüber, vor dem man sich in acht nehmen muß, wenn es Thesen anzweifelt oder sich über miese Diskurstricks beklagt. Feministen verkriechen sich dazu in Schutzräume wie vor Luftangriffen, um sich vor den Einwirkungen dieser Normalen zu schützen. Das nennen Feministen Herrschaftskritik, zuweilen auch linke Herrschaftskritik.

Freiheiten zu gewähren, ist billig, Kinder zu haben aber teuer. Liberale, unter ihnen Feministen, stellen immer nur Forderungen nach Freiheit und Eigenverantwortung. Freiheit von Diskriminierung, Freiheit von Verantwortung für sich, Eigenverantwortung für die anderen. Die anderen sollen sehen, wo sie bleiben. Nichts anderes bedeutet "Eigenverantwortung". Sozialisten beschäftigt die Frage, wie man die Bedingungen so gestaltet, daß Menschen in ihr ihre Eigenverantwortung tragen können. Das ist die viel interessantere und schwierigere Frage.

...ein schöner Schluß. Wenigstens hat der Post einen schönen Abschluß bei all dem Chaos hier.

Ergänzung (30. November 2011): Das hier paßt schön hierhinein. Dieser Blog zeigt auch schön, daß die sozialistische Perspektive bessere Einsichten hervorbringt.