Mittwoch, 15. Juni 2011

Farben mischen

Tom Krischak hat lange nichts von sich hören lassen. Es dauert schließlich eine Weile, Dutzende Blogs zu studieren. Ich mache schon mal weiter, denn seit der Einführung meiner Blogroll haben sich ein einige Veränderungen in der Blogroll ergeben.

Ob Ina Eff in der Blogroll bleibt, steht noch nicht fest. Auf der einen Seite stammen von ihr coole Texte, auf die mich einst der geschätzte Herr Daniel H. Rapoport aufmerksam gemacht hat. Einige Einträge in ihrer Blogroll mißfallen mir andererseits doch sehr. Offenbar geht ihre Zustimmung zu Felix Bartels Blog so weit, daß sie diese mit dem Eintrag zu Lyzis Blog bekräftigen muß, der nichts anderes leistet, als seine Leser mit seinem Ressentiment zu indoktrinieren. Blogger wie Lyzi müssen der Lektüre von Felix Bartels Artikel aufgesessen sein und überhaupt anscheinend in ihrem ganzen Leben noch nie etwas Vernünftiges gelesen haben. Ich habe ja ziemlich viele Moslemblogger in meine Blogroll aufgenommen, obwohl ich eigentlich konfessionslos bin, und Offenbarungsreligion für anachronistisch halte. Moslems werden unter Lyzis und Felix Bartels Ressentiments noch zu leiden haben, sollten sich ihre Ressentiments weiter verbreiten. So sollen auch muslimische Stimme zu hören sein.

Dem Vorwurf, ich sei Antisemit, kann ich nicht vorbeugen. So bekenne ich mich lieber gleich zu ihm. Das wäre auch für die Linkspartei besser so. Sie müßte dann nicht aus lauter Schiß vor Denunziation Auseinandersetzungen mit der zionistischen Ideologie aus dem Wege gehen.

Ich bin also Antisemit. Für mich ergibt sich die sogenannte Einstaatenlösung aus liberalen Grundsätzen. Ein jüdischer Staat widerspricht denselben. Für Andras Schiff, dem bekannten Klavierspieler, wünsche ich mir, daß er angstfrei in seinem Vaterland leben kann. Gegenwärtig herrschen da ja Zustände wie auf Lyzis Blog, einfach deshalb, weil Ungarn, sein Vaterland, sich als Staat der Ungarn versteht, und Andras Schiff nicht als echter Ungar gilt, den ungarischen Menschenhassern zufolge. Ein Staat, der seine Bürger in falsche und echte Bürger einteilt, und den echten Bürgern bessere Rechte zuteilt als den falschen, wird nicht nach liberalen Grundsätzen regiert. So ist das. Das gilt um so mehr, als es sich im Falle Israels bei den falschen Bürgern um die alteingesessene Bevölkerung handelt, und bei den echten um zugewanderte Kolonialisten.

Ich beurteile, wie der Leser erkennen muß, Staaten nach gleichen Maßstäben. Es wird ja immerzu behauptet, Antisemiten würden Israel nach anderen Maßstäben beurteilen. Das stimmt nicht. Ungarn unterziehe ich derselben Kritik wie Israel oder auch Argentinien, das erfolgreich die Einstaatenlösung für die vom Naziregime verfolgten und nach Argentinien geflohenen Juden praktiziert. Warum kommt diese Lösung für Palästina unter gar keinen Umständen in Frage? Weil in diesem Land eine terroristische politische Sekte das Szepter übernommen hat, die sich allein für legitimiert hält, das Judentum der ganzen Welt zu vertreten, und dabei den Menschenhaß in die Welt setzt und das Andenken an die Verbrechen der Nazizeit schändet. Diese Sekte behauptet doch glatt, der palästinensischen Bevölkerung würde nichts besseres einfallen, als über die neuangekommenen Juden herzufallen, einfach, weil Palästinenser so drauf sind, wegen diesem Großmufti von Jerusalem da, der ein Nazi war, und die Palästinenser dazu anstiftet, über die Juden herzufallen. Warum nur, fliehen Juden aus Nazideutschland dann vor ihren Häschern ausgerechnet nach Nazi-Palästina und nicht nach Argentinien? Komische Frage.

Überhaupt hat es die Phobie gegenüber der sogenannten Einstaatenlösung in sich. Es heißt ja, die Einstaatenlösung wäre die Endlösung der Judenfrage, einfach weil Moslems mit Juden prinzipiell nicht klarkämen. Daß die Jahrhunderte vor dem europäischen Kolonialismus das Gegenteil belegen, stört die Sektenanhänger nicht im geringsten. Moslems seien den Ideen der europäischen Aufklärung unzugänglich, heißt es wieder und wieder. Die Aufstände in der arabischen Welt anno 2011 belegen das Gegenteil. Der Islamismus bedrohe die Welt mit seiner vormodernen reaktionären rückwärtsgewandten Ideologie, um die Errungenschaften der Moderne rückgängig zu machen. Alles reine Verschwörungstheorie! Reaktionäre islamistische Despotien wie Saudi-Arabien stehen im besten Einvernehmen mit der westlichen Welt. Der real existierende Islamismus hat auch nicht das geringste Problem mit dem kapitalistischen Neoliberalismus. Fragwürdig ist Islamismus natürlich trotzdem genau wie jede andere Art Politsekte. Weitere zionistische Vorurteile, die die arabische Welt und den Islam betreffen, können bei Lyzis Freunden nachgelesen werden oder hier.

Ich weiß natürlich selbst, daß die Einstaatenlösung für Palästina unrealistisch ist. Das würde das Ende der zionistischen Sekte bedeuten. Ihre Forderung, daß das Existenzrecht Israel unbedingt von allen Seiten anerkannt werden müsse, bedeutet ja nichts anderes, daß diese zionistische Sekte ihre Macht behalten will. Zu ihrer Strategie gehört es ja, sich hinter dem Rücken des Juden zu verstecken, und zu behaupten, daß ihr geltende Vorwürfe den Juden gälten, und daher Antizionismus nichts als gut getarnter gewöhnlicher Antisemitismus sei. Doch die von dieser Sekte in die Welt gesetzten Vorurteile drohen auch mein eigenes Vaterland in ein Land zu verwandeln, das Bürger in falsche und echte unterteilt. So betreffen die Konflikte an der Levante auch mich, obwohl es nur um einen kleinen Landstrich geht, und der Konflikt nicht zu den allerallergrausamsten gehört. Denn seit einem halben Jahrhundert leben in meinem Vaterlande zahlreiche Türken. Wenn sich seine Bürger nicht offen zum Antizionismus bekennen, dann wird die Situation für diese Neuankömmlinge ungemütlich werden. Die von der zionistischen Sekte ausgestreuten Vorurteile finden nämlich große Zustimmung unter türkenhassenden fremdenfeindlichen Rechtsradikalen. Ein weiteres Verdienst dieser Sekte ist es, diese Menschenhasser von der Schuld an der bösen deutschen Vergangenheit freizusprechen, denn dazu fühlen sich Zionisten auch bevollmächtigt. Der Antisemitismus der Rechten sei ja von gestern und kaum der Rede wert. Dafür sind nun Linke schuld am Dritten Reich, denn Sozialismus und Nationalsozialismus sind ja mehr oder weniger dasselbe, weil beides totalitäre Systeme. Der Antizionismus der Linken sei ein weiteres Indiz, denn der belege ja den für den Nationalsozialismus charakteristischen antisemitischen Vernichtungswunsch. Menschenhasser zeigen sich für die ihnen von Zionisten erwiesenen Gunst dankbar. Sektenvertreter wie Ralph Giordano werden von Menschenhassern für seine Verdienste hochgeschätzt. Dank ihm trauen sie sich nun, ins Tageslicht zu treten, und gelten als respektabel. Diejenigen, die am liberalen Staatsverständnis festhalten, werden dagegen als Gutmenschen beschimpft, die die Augen vor der angeblich drohenden "Islamisierung Europas" verschließen würden. Und die Denunziationen dieser Sekte beschränken dazu noch die Möglichkeit, das liberale Staatsverständnis gegen diese fremdenfeindlichen Menschenhasser zu verteidigen. Wie schön für diese Menschenhasser! Gut gemacht, ihr Zionisten! Deshalb sehe ich gern Kübra ihren Protest gegen diese Sekte nach, auch wenn sie von nun an als Antisemitin gilt, mit denen man nicht diskutiert, sondern die man bekämpft (Felix Bartels).

Ergänzung (23. Juni 2011): Ina Eff bleibt.

Lyzis Blog ist ein wenig gaga, aber meiner ist es auch. Lyzi möchte unbedingt als Stalinist gelten und ich akzeptiere die Bezeichnung "Antisemit", um die mit diesen negativ konnotierten Labels verbundene Argumentation ins Leere laufen zu lassen.

Ergänzung (2. Juli 2011): Dieser von mir geschätzte Blogger macht mich auf diesen Artikel aufmerksam, dessen Lektüre ich dringend empfehle. Es zeigt sich nämlich, daß Antizionisten und zionistische Antiantisemitisten sich im Grundsatz einig sind, daß Gleichheit aller Bürger eines Staates und zionistische Staatsideologie sich langfristig logisch widersprechen, und daß man sich für eines von beidem entscheiden muß. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, wird man dann zum angeblich antisemitschen Antizionisten oder zum araberhassenden Zionisten.

2 Kommentare:

Wolf-Dieter hat gesagt…

Die Ablehnung eines "jüdischen Staats" ist antizionistisch, nicht antisemitisch.

Antisemitismus wendet sich gegen ein Volk, Antizionismus gegen eine politische Praxis. Die Verwechslung beider Begriffe wird zur Denunziation des Kritikers funktionalisiert, also Vorsicht damit.

georgi hat gesagt…

Na ja, ganz falsch sind Felix Bartels Einwürfe z.T. nicht. Daß zum Beispiel die Einstaatenlösung antisemitisch motiviert sein kann, kommt häufig vor. Daß, jemand, der die Einstaatenlösung prinzipiell für eine Lösung hält, antisemitisch eingestellt sei, hingegen ist Unfug. Antisemitismus folgt nicht so unmittelbar aus Antizionismus, wie er das darstellt. Antizionismus kann aber Antisemitismus verbergen.

Das Problem an seinen Einwurf ist die doktrinäre Anmaßung an seine Leser. Zum Glück habe ich noch nichts von ihm über die Menschen aus dem Nahen Osten gelesen. Das Bild über sie, das von den Antiantizionisten von ihnen gezeichnet wird, ist häufig ja sehr problematisch. Besonders hier in Europa führt das zu antimuslimischem Ressentiment, Angst unter muslimischstämmigen Bevölkerungsteilen und Beschädigung von Minderheitenrechten (vgl. Minarettverbot), was ja nun wirklich nicht im Interesse von Juden sein kann.

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