Sonntag, 14. Juli 2013

Invasion der Besserwisser

Microsoft-Betriebssysteme zeichnen sich durch besondere Benutzerfreundlichkeit aus. Zumindest stimmt das im Vergleich zu Linux, wo man dauernd frickeln muß, weil es kostenlos ist. Burkhard Schröder hält den Open-Source-Gedanken aber noch hoch und wollte bis Sonntag, dem Tag der Revolution (14. Juli!) also, der Menschheit zeigen, wie man die NSA ausbootet, und das mit allen Nutzern zugänglichen Mitteln.

So, wie es aussieht, ist Software-Installieren unter Microsoft-Betriebssystemen doch nicht ganz so einfach, wie ich immer angenommen habe. Den Termin scheint er wohl nicht einhalten zu können. Wir lernen daraus: Software-Installieren ist unter Microsoft-Betriebssystemen nur dann einfach, wenn die Software einen geeigneten Software-Installer mitliefert, der die Installation idiotensicher aber inflexibel macht, denn Flexibilität und Idiotensicherheit konkurrieren. Entweder berücksichtigt Software alle möglichen Sonderwünsche, wie die von Burkhard Schröder, oder die Software ist idiotensicher, und nimmt dem User sämtliche Entscheidungen ab und setzt sich über Burkhard Schröders Sonderwünsche hinweg. Ist bezahlte Software in dieser Hinsicht wirklich besser? Kann man denn das von rick vorgeschlagene Symantec-Dingsda, das 170 Euros kostet, und dem User alle Arbeit abnimmt, einfach so auf einen USB-Stick installieren? Geht das? Wenn nicht, dann kann man das Symantec-Dingsda nicht mit Thunderbird vergleichen, das Burkhard Schröder unbedingt auf einem USB-Stick zum Laufen bringen will. Dann kann man das Symantec-Dingsda höchstens mit Thunderbird in der Grundausstattung vergleichen, wobei Thunderbird den Vorteil voraus hat, daß man es häcken kann, so daß es beliebige Sonderwünsche erfüllt, eben weil es Open-Source ist.

Idiotensicher sind Installer, wenn sie alles, was die Software braucht, in genau der richtigen Version in einem Paket enthält, und nicht den User zwingt, im Internet da noch bißchen Software downzuloaden, und anderswo auch noch, wobei zu beachten wäre, daß jene Software mit einer von einem aus einem ähnlich heißenden, ähnliche Ziele verfolgenden Projekt stammenden Software nicht verwechselt werden darf. Von all dem Zeug, gnupg, gnupt, gpg4win, und was es nicht alles gibt, wird einem ja übel. Außerdem kann man Software auch statisch linken, um so der unter Microsoft und IBM üblichen DLL-Hölle zu entkommen.

Und wie ist es unter Linux? Unter gewöhnlichen Linux-Distributionen gelten gnupg und Thunderbird als Standardsoftware. Die sind in sogenannten Repositories enthalten. So ein Repository enthält alle möglichen Programme, die man per Internet direkt vom Linux-Distributor herunterladen und automatisch installieren kann. Das ist wirklich einfach. Da gibt es irgendeine bunte Stelle, wo man daraufklicken kann, und dann kann man im Repository nach Thunderbird und Enigmail suchen und es automatisch installieren lassen. Dabei passen alle Versionen, ich würde sagen: meistens zusammen. GPG ist mit Sicherheit bereits installiert und zwar so, daß Enigmail und jedes x-beliebige email-Programm auf der Stelle damit funktioniert. Natürlich muß man auch unter Linux auf Burkhard Schröders Sonderwünsche verzichten. Die Flexibilität wird noch sogar weiter eingeschränkt. Dafür braucht man nur noch ein einziges "OK" oder "Fertig" und nicht ein halbes Dutzend wie in Installern unter Microsoft-Betriebssystemen. Alles hat unter Linux seinen genau bestimmten Platz, und der ist nicht auf Burkhard Schröders USB-Stick. Deshalb muß man aber auch nicht wie bei üblichen Installern entscheiden, wohin man seine Software genau installieren möchte. Siehste! Vollkommen kostenlose Software läßt sich manchmal leichter inbetriebnehmen.

Natürlich muß die betreffende Software auch im Repository enthalten sein. Symantec-Dingsda ist es garantiert nicht. Ich weiß nicht, ob Symantec-Dingsda überhaupt für Linux erhältlich ist. Meine Erfahrung von bezahlter Software auf Linux ist jedenfalls grauenvoll.

Ach ja, Thunderbird mag ich nicht. Die zwingen mir HTML-Mails auf. Ich will keine HTML-Mails verschicken. Deshalb verwendet lieber claws-mail! Natürlich mit GPG-Verschlüsselung! Das ist in den meisten Repositories auch enthalten!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man muss bei Linux dauernd frickeln? Wann hast Du das letzte Mal eine Linux-Distribution genutzt bzw. installiert? Meine aktuelle Linux-Distribution (Fedora 19) läuft "out of the box".

Im Gegensatz dazu Windows 7: nicht nur muss man diverse Programme nachträglich installieren (Benutzerfreundlichkeit? *LOL*) sondern man muss, egal ob Graphikkarte oder USB-Ports, ganz schön "frickeln" bis die richtigen Treiber identifiziert, manuell runtergeladen und installiert werden konnten (Treiber auf CDs waren, falls diese überhaupt noch mitgeliefert werden, veraltet).

Das nächste Problem: IE 10! Lässt sich nicht installieren und das Problem ist, wie nach einer Suche bei Google und in diversen Forum deutlich wurde, bekannt. Bester Tipp bis jetzt: Neuinstallation von Win7 und bevor irgendwelche Updates und Software installiert werden, IE 10 installieren. Wirklich benutzerfreundlich!

Über Microsofts .NET Framework und der damit verbundenen "Frickelei" äußere ich mich am besten überhaupt nicht.

Soviel zur Benutzerfreundlichkeit von Microsoft Windows und der ständigen Frickelei unter Linux. Meiner Erfahrung nach, und ich nutze Linux und Windows inzwischen seit 10 Jahren parallel, ist genau das Gegenteil der Fall-

Anonym hat gesagt…

PS: Auch wenn claws meiner Meinung nach der bessere Mailclient ist, die Aussage das Thunderbird einem HTML-Mails aufzwingt stimmt so nicht. Es ist alles eine Frage der individuellen Einstellung und persönlichen Vorlieben.

georgi hat gesagt…

Lieber Brüsseler. Meine Bemerkungen die Usability von Linux und Windows betreffend waren ironisch gemeint. Es geht mir ja gerade hier darum, diese Behauptung aufs Korn zu nehmen.

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Fedora und Ubuntu kommen langsam dahin, daß das auch die Oma bedienen kann, nicht zuletzt dank all des freedesktop.org-Krempels, über den sich alle beschweren. Graphische Systemverwaltungswerkzeuge funktionieren neuerdings sogar im Gegensatz zu meiner uralten Mandrake-Distri. Na, einige Altlasten gibt es noch. Ich muß jetzt noch mal nachsehen, wie kompliziert es ist, einen Scanner oder eine Digitalkamera anzuschließen oder zwei davon gleichzeitig. Vor Jahren noch mußte ich mich noch mit unzähligen Config-Dateien herumschlagen. WiFi funktionierte auf Fedora 18 auf Anhieb, vorausgesetzt, man verwendet geeignete Hardware. Früher habe ich ja ganze Wochenenden mit der manpage von wpa_supplicant zugebracht. Ich kann mich auch noch erinnern, wie ich unter Fedora 5 Java-Programme zum Laufen bringen wollte. Ging irgendwie nicht mit der Fedora-eigenen Java-Umgebung. Das müßte ich auch noch mal testen. Besser geworden ist Linux' Usability also auf alle Fälle. Solange man das und so benutzt, wie es von der Distro vorgesehen ist, kann man ein modernes Fedora sogar benutzen. Aber wehe, man möchte seinen Apache etwas anders konfigurieren, schon bekommt man es mit Fedoras SELinux zu tun, das, naja, wie ich finde, etwas unzureichend dokumentiert ist.

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Ob Thunderbird sich nun inzwischen hat durchringen können, auf sicherheitsbewußte Anwender größere Rücksicht zu nehmen, muß ich auch noch mal testen.

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